Im Marienmonat Mai hat das Rosenkranzgebet einen besonderen Platz. Der Rosen-kranz hilft, die Verbindung nach oben zu knüpfen, er verbindet aber auch mit Menschen, die ihn hergestellt haben.
Rund 7000 Rosenkränze hat Sr. Marie-Théresè Oziani (siehe oben) in der Zeit ihres Ruhestands bereits geknüpft. Nicht allein, dass sie eine sinnvolle Beschäftigung hat, macht sie froh, sondern dass sie Familien in Bethlehem zu Einkommen verhelfen kann, spornt sie an. An die 50 Jahre betreute sie in Bethlehem Waisenkinder. Seit sie als Pensionistin in Jerusalem im Altenheim lebt, hält sie über die Rosenkränze mit den Menschen in Bethlehem Kontakt. Sie bezieht die Olivenholzperlen von Schnitzer-Familien aus Bethlehem und kann so – mit ihren 99 Jahren – noch mehrere Familien finanziell unterstützen. Jene Heilig-Land-Pilger/innen, die einen Rosenkranz von Sr. Marie-Théresè kaufen, machen deutlich, dass der Rosenkranz nicht nur eine Gebetsschnur, sondern auch eine Kette der Solidarität ist.
Bischof Schwarz und der Rosenkranz. „Der Rosenkranz hilft mir, mit Christus in Verbindung zu bleiben“, sagt Bischof Ludwig Schwarz: „Ich bete den Rosenkranz täglich.“ Der Bischof betont den Charakter des Rosenkranzes als Jesusgebet: „Wenn ich bete, meditiere ich das Heilswerk der Erlösung aus der Perspektive der Gottesmutter. Da steht Jesus im Mittelpunkt.“ Trotz des übervollen Terminkalenders nimmt er sich für das Gebet des Rosenkranzes Zeit: „Am liebsten bete ich ihn am Abend im Garten, aber auch auf langen Autofahrten.“ Schon von Kind an ist der Bischof mit dem Rosenkranz vertraut und im Orden, dem er angehört – bei den Salesianern Don Boscos – hat diese Gebetsform einen besonderen Stellenwert. „Ich habe den Rosenkranz sehr liebgewonnen, mir würde etwas fehlen, wenn ich ihn nicht beten könnte. Er hilft mir auch, die großen Anliegen der Kirche wie die Sorge um die geistlichen Berufe ins Gebet zu nehmen.“
Wie ein Rosenkranz entsteht
Sr. Marie-Théresè ist die älteste Rosenkranz-Knüpferin der Welt
Stress hat sie nicht mehr, aber sie muss zeitig in der Früh beginnen, damit sie ihr tägliches Arbeitspensum schafft, erzählt Sr. Marie-Théresè Oziani. Die Ordensfrau mit österreichischen Wurzeln steht im 100. Lebensjahr und wohnt in Jerusalem. Sr. Marie-Théresè freut sich, dass sie trotz ihres Alters noch tätig sein kann. Seit ihrer Pensionierung vor zwei Jahrzehnten knüpft sie Rosenkränze. Täglich stellt sie drei dieser Gebetsschnüre aus Olivenholzperlen her. Eine halbe Stunde arbeitet sie, bis die 59 Perlen und das kleine Kreuz auf einer 1,4 Meter langen Schnur fest zu einem Rosenkranz verknotet sind. Wenn die Perlen zu locker sitzen, zerschneidet sie ihn wieder, erklärt sie resolut. Die Rosenkränze fertigt Sr. Marie-Théresè in der Früh an, weil sie da am besten konzentriert ist. Einen der frisch geknüpften Rosenkränze verwendet sie jeweils selbst gleich zum Gebet, bevor sie ihn verkauft. Ebenfalls täglich näht sie Babykleider.