Menschen, die das EM-Fieber bis jetzt nicht erwischt hat, sind wohl immun gegen den Virus. Ganz gehöre ich nicht dazu, aber voll ausgebrochen ist die Krankheit bei mir nicht.Ein bisschen erinnert mich das EM-Fieber an Erzählungen vom Fernsehen im Wirtshaus in den 50er- und 60er-Jahren. DieKinder vom ganzen Dorf haben sich zum Kasperl beim Wirt versammelt, die Erwachsenen haben sich auf Heinz Conrads gefreut, sicher auch auf große Fußballmeisterschaften.Die Europa-Meisterschaft „bei uns“ scheint das aufleben zu lassen. In manchen Lokalen verzichten die Betreiber/innen auf einen Tisch, weil an der Wand über der Sitzbank einriesiger neuer Fernsehermontiert werden muss. Aber was nutzt ein Tisch mehr, wenn die Gäste ins nächste Gasthaus gehen, weil sie dort zum Getränk noch ein hoffentlich spannendes Match anschauen können. Fortgeher/innen, die jetzt schon genug von der EM haben,müssen sich halt woanderstreffen. Auch dafür gibt es entsprechende Lokale. „EM-freie Zone“ hab ich kürzlich an der Eingangstür einer Bar gelesen. Und ich hab schon befürchtet, dass ich genau darauf achten muss, mich an Match-freien Tagen zu verabreden, wenn ich mit jemandem einfach nur tratschen möchte – ohneGegröle als Nebengeräusch.