Wir zwei – ein Segen, Reihe zur Spiritualität von Paaren, 2. Teil
Ausgabe: 2008/21, Christoph Freilinger, Eva Freilinger, Wir zwei – ein Segen, Paarspiritualität, Harant, Zur Ehe berufen, Paarbeziehung, Ehe, Kirche, Eheversprechen, Institution Ehe, Impulse,
21.05.2008 - Judith Moser-Hofstadler
Dankbar sein für die Gewissheit, mit diesem Menschen leben zu wollen
Eva und Christoph Freilinger sehen in ihrem Ehealltag einen Ausdruck der Liebe Gottes.
Das Eheversprechen der Eheschließung haben Eva und Christoph Freilinger nie erneuert. Sie machen das in ihrer eigenen Form: Bei persönlichen Festtagen wie Geburtstagen schreiben sie sich Briefe oder Karten und teilen sich mit, dass sie dankbar sind für das, was sie aneinander haben. „Das ist zum Einen eine Bestätigung“, sagt Christoph, „und es gibt Zeiten, wo einem nicht nur die guten Seiten einfallen. Dann erlebe ich es als Bereicherung, bewusst darauf zu schauen,welcher Schatz mir durch Eva geschenkt ist. Das ist für mich eine Konkretisierung des Eheversprechens.“
Bestärkung. Für Eva gehört zur Erneuerung des Eheversprechens, „dass ich auch im Alltag sage, dass ich froh bin, dass wir einander haben.“ „Diese Lebendigkeit, dieses spontane Bekunden in Worten, Gesten, Zeichen und Zärtlichkeit, gehört für mich in die Bestärkung des Versprechens“, meint sie.
Gewissheit. „Die Erfahrung, aufgefangen, gehalten, geliebt zu werden – grundsätzlich und jederzeit“, das spürt Christoph Freilinger in der Beziehung. Auch wenn das nicht immer gleich intensiv ist. Diese Gewissheit von einem Menschen zu haben und die begründete Hoffnung, dass das hält und gilt, das ist für ihn ein Ausdruck der Liebe Gottes. Und der weitere Schritt ist, aus dieser Erfahrung heraus selbst ein liebender Mensch sein zu wollen.
Gott ist mit uns. Für Eva ist Gott „einer, der mit uns ist“, das ist nicht an einen Ort, eine Zeit gebunden. „Gottes Nähe ist im Alltag spürbar“, sagt sie, „auch im ehelichen Alltag.“
Berufung. Wenn Berufung gelebte Nächstenliebe im Alltag ist und im miteinander Feiern Zeugnis von der Liebe Gottes geben heißt, dann sieht Christoph dies auch in der Ehe: „In der Beziehung wird Gottes angekündigte Herrschaft erlebbar, weil dort Liebe einen konkreten Ausdruck in die Zukunft hat.“
Dankbarkeit. „Für mich ist Berufung auch etwas, was mir zukommt“, meint Eva. Ein Geschenk. Zu wissen, „ich möchte eine Beziehung haben und heiraten.“ Und dann zu erfahren, dass dieser Mensch der ist, bei dem ich bleiben und mit dem ich leben möchte. Dann kann man dankbar sein, dass man so beschenkt ist. „Im konkreten Dasein für andere und mit anderen lebe ich die Liebe Gottes“, meint Christoph Freilinger. „Und werde dadurch hoffentlich zum Hinweis darauf.
Als Paar mit Gott unterwegs
- Welchen Wert hat für Sie die Institution Ehe?
- Wodurch verwirklichen Sie die Ehe als Sakrament?
- Worin zeigt sich in Ihrer Ehe die Liebe Gottes?
- Wann haben Sie zuletzt Ihr Eheversprechen erneuert?
- Welche Einstellung und welches Verhalten ihrer Partnerin bzw. ihres Partners erleben Sie in Ihrer Ehe als heilsam?
Harant
Impulse
Zur Ehe berufen
Die Berufung zur Heiligkeit ist in der Ehe lebbar. Lange Zeit galt die zölibatäre Lebensform der Priester sowie die klösterliche Abgeschiedenheit von Ordensleuten als die eigentliche Form geistlich zu leben und Christus nachzufolgen. Die Wertschätzung der Ehelosigkeit und die Abwertung von Sexualität waren eine theologische Hypothek für eine Spiritualität der Ehe. Erst die Sicht des Zweiten Vatikanischen Konzils, nämlich die „Berufung zur Heiligkeit aller Christgläubigen in allen Verhältnissen und in jedem Stand“ (LG 11) zu verstehen, weitete den Blick. Geistlich und verheiratet schließt sich also nicht aus. Wenn jemand seine allgemeine Berufung zur Nachfolge Christi in der Lebensform Ehe als „Ruf ins Eigene“ verwirklicht, sind dafür Bindung, Intimität und Sexualität prägende Merkmale.
In der Paarbeziehung kommt Gott vor. Christliche Spiritualität entspringt aus den Erfahrungen gelebter Zweierbeziehung, die ein Ort der Gottsuche und Gottesbegegnung ist. Bevor Paare konkrete spirituelle Ausdrucksformen und Praktiken suchen, können sie darauf schauen, wie Gott sich in der Beziehung bekundet. Vor der Spiritualität in der Ehe, dem Praktizieren bestimmter Frömmigkeitsformen zur Pflege der Gottbeziehung, ist bereits die Spiritualität der Ehe gegeben.
In der Ehe wird Kirche wahrhaft präsent. Christen vollziehen als Ehepaar Wesen und Sendung der Kirche. Indem die Ehe Zeichen und Ereignis der Liebe Gottes ist, ist sie Sakrament und trägt sie am Selbstvollzug des Grundsakramentes Kirche bei. Ehe kann als amtliche Sendung in der und für die Kirche gesehen werden. Sie ist ein Weg des Heils und der Heilung.
Franz Harant, Autor der neuen Serie „Wir zwei - ein Segen“, ist Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz, Ehe-, Familien- und Lebensberater im Zentrum BEZIEHUNGLEBEN.AT.