„Wir bekennen Gott den Vater, der das All durch den Sohn schuf unter Mitwirkung des Geistes; Gott den Sohn, den Erlöser, durch den wir den Vater erkannten und der Geist in die Welt kam; und Gott den Heiligen Geist, den Tröster, der vom Vater ausgeht und im Sohne ruht.“ Erzpriester Chrysostomos Pijnenburg; Foto: P. Jonas
Die Gastfreundschaft Abrahams ist das eigentliche Geschehen, das auf der Ikone dargestellt ist (Genesis 18, 1–10). Drei himmlische Wesen, ausgewiesen durch ihre Flügel, sitzen an einem Tisch, aber nur einer spricht. Frühe Kirchenväter sahen anfänglich hier eine Erscheinung des präexistenten Logos – die zweite Person der Dreifaltigkeit, das Wort vor seiner Menschwerdung – in Gesellschaft der Erzengel Michael und Gabriel. Schon im 2. Jh. legt Justin den Bibeltext so aus und bis ins 4. Jh. bleibt diese Deutung üblich. Danach erklärten Kirchenväter wie Ambrosius von Mailand (†397), Augustinus (†430) oder Kyrill von Alexandrien (†444) dieses Ereignis als Erscheinung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Konzentriert auf das Wesentliche. Es ist das Verdienst des hl. Andrej Rublev (Russland, Ende 14./Anfang 15. Jh.), diese Darstellung konzentriert auf das Wesentliche und frei von jedem Beiwerk gemalt zu haben. Abraham und Sara sind nicht mehr zu sehen, der Tisch ist ohne Tischgerät und Speisen. Gleichsam im Kreis sitzen die drei Personen um den Tisch, Ausdruck der Einheit des Dreifaltigen. Rublev hat, wie auf älteren Ikonen, drei Engel in gleicher Größe, auf Thronen sitzend und Stäbe in den Händen haltend, als drei Per-sonen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit dar-gestellt. Dennoch ist jede Figur durch Haltung und Gestik klar eine eigene Persönlichkeit. Der mittlere Engel ist, wie der menschgewordene Gottessohn auf Christusikonen, bekleidet mit dunkelrotem Untergewand, Zeichen seiner Gottheit, und einem Obergewand im Blau der Menschlichkeit. Segnend zeigt er auf den Kelch mit dem Kopf eines Kalbes, Zeichen seines Opfers. Der mittlere Engel schaut zum ersten Engel, der Gott Vater darstellt. Der Vater segnet das Opfer seines Sohnes. Die Farben der Engel sind sehr transparent gehalten, um ihren himmlischen Charakter klar zum Ausdruck zu bringen. Der dritte Engel schaut wohlwollend segnend auf die Opferschale. Er neigt sich, wie auch der mittlere, zum ersten Engel, dem Vater, nur dieser sitzt aufrecht; so zeigt man den Vater als Ursprung des Sohnes und des Hl. Geistes. Die Drei sitzen an einem steinernen Tisch, gestaltet wie ein christlicher Altartisch mit Reliquiennische.
Zeichen des Wirkens der Dreifaltigkeit. Der Maler hat Abrahams Gastfreundschaft so verwandelt, dass sie zu einem Symbol der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und einem Zeichen des Wirkens der drei Personen der Dreifaltigkeit wird. Rublev hat in seiner Ikone gleichsam das innertrinitarische Gespräch zum Ausdruck gebracht. Der Sohn blickt bittend auf den Vater, während er auf den Opferkelch, Symbol seines Leidens, zeigt, und er blickt gleichzeitig auf den Heiligen Geist. Er bittet den Vater, den Geist zu senden, möglich geworden durch seinen Opfertod. Der Vater erhört die Bitte seines Sohnes, er blickt segnend auf den Heiligen Geist, um das Werk des Sohnes zu vollenden. Der Heilige Geist neigt demütig seinen Kopf, durch seine gesenkte rechte Hand zeigt er seine Zustimmung.
Baum des Lebens und Fels der Kirche. Wir sehen das Haus (das Zelt Abrahams) des Vaters, eine Eiche und ein Fels sind dargestellt – die Eiche als Baum des Lebens, das Holz des lebenspendenden Kreuzes, der Fels als Fels der Kirche. Ursprünglich war der Fels gespalten, aus dem Spalt fließen Ströme lebendigen Wassers, die Gnadengaben des Heiligen Geistes aus dem mystischen Leib Christi.
Erfüllung eines Versprechens Jesu. Pfingsten ist für die orthodoxe Kirche das Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Wir gedenken am 50. Tag nach Ostern der Erfüllung Jesu Versprechens, den Geist zu senden und damit den Neuen Bund zu besiegeln. Pfingstmontag als Mitfest ist dem Heiligen Geist gewidmet. Mit der Herabkunft des Geistes sind wir in die Welt gesandt, Jesu Evangelium zu verkünden.