„Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzt zur Rechten des Vaters; er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote, und seines Reiches wird kein Ende sein.“ Pijnenburg.
Foto: P. Jonas
„Nachdem Du das göttliche Heilswerk für uns vollbracht hast und das Irdische mit dem Himmlischen wieder vereint hast, bist Du aufgefahren in Herrlichkeit. Nicht von uns getrennt, bleibst mit uns verbunden und rufst den Dich Liebenden zu: Ich bin mit euch und niemand kann gegen euch sein.“ (Hymnus [Kondakion] zu Christi Himmelfahrt)
In der Liturgie des Feiertages lesen wir aus der Apostelgeschichte (1, 9–12), und all dies ist auf der Ikone abgebildet. Wir sehen die Gruppe der Apostel um die Gottesmutter herum, die zwei Männer in den weißen Gewändern und natürlich den menschgewordenen Gottessohn in seiner Herrlichkeit, aufgefahren zum Himmel.
Eigenartig ist, dass die Himmelfahrt selbst nur einen Teil der Ikone ausmacht. Viel größer gestaltet sind die Gruppe der Jünger um die Gottesmutter und die zwei Engel. In den Evangelien (Mt, Mk und Lk) wird die Himmelfahrt ebenfalls nur in einem Satz erwähnt, aber sie berichten von Jesu Auftrag an seine Jünger: „Gehet hin in alle Welt und verkündet die frohe Botschaft der ganzen Schöpfung . . . Darauf ward er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“
Vollendung des Lebensweges Jesu. Der menschgewordene Sohn Gottes verlässt im Leibe diese Welt, Geburt, Leiden, Tod und Auferstehung und Erlösung vollenden sich, wie im Kondakion besungen. Wir sehen den Erlöser in der Mandorla, diesem Zeichen der göttlichen Anwesenheit und Herrlichkeit. Gekleidet im goldenen Gewand, dem Zeichen der Auferstehung und der Verwandlung, thront er, von Engeln getragen, wie der Richter am Ende der Welt. Der Sohn Gottes verlässt seine Jünger, „und segnend schied er von ihnen und fuhr zum Himmel auf“. Mit der rechten Hand segnet er sie, in der linken hält er eine Schriftrolle, das Sinnbild seiner Lehre.
Sinnbilder der Kirche. Die Gottesmutter Maria ist flankiert von weißgekleideten Engeln und umgeben von den sich lebhaft gebärdenden Aposteln. Diese so groß dargestellte Gruppe ist ein Sinnbild der Kirche, die den Auftrag bekommen hat, die frohe Botschaft zu verkünden. Aber auch Maria verkörpert hier die Kirche, weshalb sie direkt unter dem aufgefahrenen Christus steht, im Gebet versunken auf die Welt zeigend. Unbewegt steht sie da als Bild der Unveränderlichkeit der von Gott geoffenbarten Wahrheit, die von der Kirche behütet wird.
Keine bloße Wiedergabe der Ereignisse. Im Gegensatz zur in sich ruhenden Maria sind die Apostel dargestellt, die bewegt in allen Sprachen diese Wahrheit verkünden. Die Apostel sind die zu den Völkern gesandte Kirche, das gleichsam zeitlose Kollegium der Zwölf, denn wir sehen schon den Apostel Paulus, der in Wirklichkeit erst später dazukam. Auch hier ist die Ikone keine Wiedergabe geschichtlicher Ereignisse, sie bringt theologische Inhalte: das Apostelkollegium als Begründer der Kirche und damit als Kirche selber. In dieser Gruppe sind die Betrachter der Ikone in das Geschehen hineingenommen. Wir alle sind Zeugen der Auferstehung und der Himmelfahrt und aufgerufen, die Frohbotschaft zu verkünden. Auch uns segnet der Auferstandene auf der Ikone.
Was schaut ihr zum Himmel hinauf? Die Engel verkünden den Aposteln: „Ihr Galiläer! Was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel aufgenommen ward, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen.“ So verkündet die Ikone der Himmelfahrt das eigentliche Geschehen, die Lehre der Kirche und ihre Verkündigung und die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Die Apostel und Maria in ihrer Mitte sind das Bild einer Kirche in Erwartung der Wiederkehr Jesu am Ende der Zeiten.
Erzpriester Chrysostomos Pijnenburg
Lesen Sie kommende Woche hier über die Ikone des hl. Nikolaus von Myra.