„Du wurdest auf dem Berge verklärt, Christus, Gott, und zeigtest Deinen Jüngern Deine Herrlichkeit, wie sie es vermochten. Lass auch uns Sündern Dein ewiges Licht erstrahlen, durch die Fürbitte der Gottesmutter. Lichtspender, Ehre sei Dir!“ So lautet das Troparion (Festhymnus) zum Fest der Verklärung Jesu Christi, das in unserer Kirche am 6. August gefeiert wird. Dieses Fest heißt im Griechischen Metamorphosis (Verwandlung der Gestalt) und geht zurück auf die Weihe einer im 4. Jh. von der heiligen Kaiserin Helena gestifteten Kirche auf dem Berg Tabor. Papst Kallixtus III. hat es 1457 zum Dank für den Sieg über die Türken in den römischen Kalender eingeführt. In der Ikone wird uns vor Augen geführt, was bei Matthäus (17, 1–9) geschildert ist: Wir sehen die verklärte Gestalt Jesu im Zentrum, stehend in der Mandorla (eine runde oder mandelförmige Umrahmung der Gestalt durch eine Lichthülle) vor einen sechszackigen Stern. Dies stellt hier die göttliche Quelle des Ereignisses dar (anders als auf den bisher vorgestellten Ikonen, auf denen ein dunkler Halbkreis die Darstellung der göttlichen Anwesenheit bedeutete). Aber auch die Mandorla hier ist im Zentrum dunkel und nach außen heller werdend. Der für die Menschen unerfahrbare Gott offenbart sich selbst. Es ist eine lichte Wolke, aus der eine Stimme spricht: „Das ist mein vielgeliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf diesen sollt ihr hören.“
Jesus, erfahrbar als Sohn Gottes. Bei der Verklärung erscheint Jesus nicht in Knechtsgestalt, so wie er auf Erden umgegangen ist, sondern als die zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Er erscheint seinen Aposteln im Glanz des göttlichen Wesens und in seiner göttlichen Herrlichkeit. Neben ihm erscheinen Mose und Elias. Mose hält die Tafeln der Zehn Gebote in Händen. Die Kirchenväter haben die Erscheinung von Mose und Elias so gedeutet: Mose und Elias stellen das Gesetz und die Propheten dar, beide sahen sie eine geheimnisvolle Erscheinung des Herrn. Weiter ist Mose der Vertreter der Toten, Elias, der im feurigen Wagen zum Himmel emporfuhr, der Vertreter der Lebenden.Wir sehen die Jünger, die Jesus auf den Berg mitgenommen hat, von links nach rechts Petrus, Johannes und Jakobus. Petrus kniet nieder, Johannes liegt im Staub und Jakobus flieht vor dem Licht. Aus der Mandorla trifft die drei Apostel ein Strahl des göttlichen Lichtes, so werden sie Zeugen dieser Verklärung.
Jesus zeigt sich als Auferstandener. Sehr auffallend an der Ikone ist ihre helle, leuchtende Gestaltung. Sie geht zurück auf eine von Feofan Grek gemalte Ikone (Theophanes der Grieche, ein Maler aus Konstantinopel, der 1378 nach Nowgorod in Russland kam). Vor dem Gang nach Jerusalem hat Jesus seine Apostel so auf sein zukünftiges Leiden vorbereitet und ihnen die Kraft gegeben, den Karfreitag zu überstehen. Er hat sich als der Auferstandene gezeigt. In seiner menschlichen Erscheinung zeigt sich die machtvolle Herrlichkeit Gottes, göttliches Licht durchstrahlt die geschaffene Materie. In der Ikone wird versucht, das göttliche Licht und die Verklärung, die den menschgewordenen Gottessohn in seiner Herrlichkeit zeigt, in der Materie des gemalten Bildes sichtbar zu machen. Die Ikonen sollen von diesem Licht buchstäblich erstrahlen. Die verklärte Schöpfung wird dargestellt, wie sie von Gott her geschaffen ist. Diese Ikone gibt in Zeiten der Not Trost und Zuversicht auf das zukünftige Leben. Sie ist der Ort, wo der Mensch, gebückt unter der Last seiner Sünden, der täglichen Sorge und Not, einen Ausblick auf das zukünftige Leben bekommt – die vom göttlichen Licht verklärte neu geschaffene Welt, wo wir ewiges Leben aus Gottes Hand bekommen.
Erzpriester Chrysostomos Pijnenburg
Lesen Sie kommende Woche hier über die Ikone Christi Himmelfahrt.