Einführung in die Welt der ostkirchlichen Ikonen mit dem russ.-orth. Erzpriester Chrysostomos Pijnenburg (2)
Ausgabe: 2008/14, Serie, Ikonen, Epiphanie, Taufe des Herrn, Pinjenburg
01.04.2008
Ikone Epiphanie – Taufe des Herrn. In der Ostkirche wird das Fest Epiphanie (Erscheinung des Herrn) als Tag der Taufe Christi und Offenbarung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit begangen. PIJNENBURG.
„Bei Deiner Taufe im Jordan, Herr, wurde die anbetungswürdige Dreifaltigkeit geoffenbart. Denn des Vaters Stimme zeugte für Dich, da sie Dich nannte den geliebten Sohn, und der Geist in Gestalt einer Taube bekräftigte die Gewissheit des Wortes. Christus, Gott, der erschien und die Welt erleuchtet, Ehre sei Dir!“(Hymnus der orthodoxen Kirche zum Fest Epiphanie – Erscheinung des Herrn) Wir sehen auf der Ikone den menschgewordenen Sohn Gottes, stehend in den Fluten des Jordans. Der heilige Johannes der Vorläufer und Täufer beugt sich, um Jesus zu taufen. Ehrfurchtsvoll stehen vier Engel dabei, mit verdeckten Händen.
Offenbarung der Dreifaltigkeit. Bei der Taufe Jesu am Jordan wurde die Dreifaltigkeit Gottes zum ersten Mal geoffenbart, und wir sehen dies auch auf der Ikone. Ein dunkler, sich nach außen hin aufhellender Halbkreis ist oben abgebildet, der die Anwesenheit Gottes zeigt. Gott selbst ist für uns Menschen unerfahrbar, wir können nur die göttlichen Offenbarungen wahrnehmen. Aus diesem Dunkel kommt ein dreigeteilter Strahl auf den menschgewordenen Sohn Gottes herab. In der Mitte des Strahls erscheint der Heilige Geist, der wie eine Taube herniederschwebt. Nur bei der Ikone der Taufe Jesu am Jordan ist erlaubt, den Heiligen Geist als Taube darzustellen. Ikonen sind als eine Wirklichkeit geglaubt, und der Heilige Geist ist ja, wie wir wissen, keine Taube, sondern die dritte Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Sintflut und Taufe Jesu. Die Erscheinung des Heiligen Geistes in der Gestalt einer Taube erklärten die Kirchenväter mit der Ähnlichkeit der Taufe mit der Sintflut. Die Sintflut reinigte die Welt von der Sünde, die Taube mit dem Ölzweig zeigte Noah das Ende der Flut und den wiedererlangten Frieden auf Erden. So erscheint jetzt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, um der Welt die Vergebung der Sünden und die Gnade Gottes zu verkünden. Der heilige Johannes von Damaskus sagte: „Dort ein Ölzweig, hier die Gnade unseres Gottes.“
Jesus steht im Jordan, mit der rechten Hand segnet er das Wasser. Darum wird zu Epiphanie Wasser geweiht und von den Gläubigen mit nach Hause genommen, um ihre Wohnungen damit zu segnen. Das geweihte Wasser wird von den Gläubigen zu Hause nüchtern getrunken, wenn sie nicht zur Kirche und zur Kommunion gehen können.Der heilige Johannes der Vorläufer und Täufer, verbeugt sich ehrfürchtig und tauft Jesus. Er wird der Vorläufer genannt, weil er die Ankunft des Messias verkündet. Ebenso hat Johannes nach seinem Tod im Totenreich die baldige Erlösung verkündet.
Das Mitfest Johannes’ des Vorläufers. Am Tag nach Epiphanie feiert die orthodoxe Kirche das sogenannte Mitfest des heiligen Johannes’ des Vorläufers. In der byzantinischen Tradition werden Hochfeste von einem Mitfest begleitet, bei dem der zweitwichtigsten Person des Hochfestes gedacht wird (z. B. am zweiten Weihnachtstag Mitfest der allheiligen Gottesgebärerin Maria).
Unfassbares Geschehen. Rechts stehen auf dieser Ikone vier Engel, alle mit aus Ehrfurcht verhüllten Händen. Drei von ihnen betrachten voller Erstaunen das unfassbare Geschehen, dass Gott von einem Geschöpf getauft wird. Der vierte Engel schaut erstaunt zum Himmel, so wie die Kirche in der Vesper singt: „Als unser Erretter vom Knecht getauft und durch die Ankunft des Geistes bezeugt war, erschauderten, dieses sehend, die Heerscharen der Engel . . .“
Chrysostomos Pijnenburg
Lesen Sie kommende Woche hier über die Ikone der Gottesmutter von Yaroslawl.