Die Mühlviertler Pfarre Katsdorf baut Brücken bis in den Busch von Tansania. Im vergangenen Sommer reiste eine fünfköpfige Delegation aus der Gemeinde zu den Partnern in dem ostafrikanischen Land.
Immer mehr Spekulanten und Großkonzerne zieht es nach Tansania. Sie eignen sich das äußerst fruchtbare Land von den Einheimischen an, beuten es aus, wie eine Studie aus dem Jahr 2015 des Hilfswerks Misereor nahelegt. Und dennoch gibt es Positives aus dem ostafrikanischen Land zu berichten. „Es geht langsam, aber stetig bergauf“, resümiert Franz Wenigwieser von seiner letzten Tansania-Reise im Sommer. Zumindest sind die vielen kleinen Hilfsprojekte, wie sie auch Wenigwieser vorantreibt, ein wesentlicher Beitrag, dass etwas besser wird.
Drei Stunden Messe sind normal
Mit seinem Tansania-Trip hatte der Priester sowohl Hilfestellung als auch kulturellen Austausch im Sinn. „Ich verstehe die Unterstützung als Partnerschaft und nicht als Einbahnstraße“, meint Wenigwieser. So waren die Partner aus Tansania bereits einmal im Mühlviertel zu Gast. Und: Man könne von den Menschen in Tansania einiges lernen. „Die Europäer haben die Uhr und die Afrikaner haben die Zeit“, gibt der Priester ein Beispiel. Satte drei Stunden dauerte die Messe, wie sie die fünfköpfige Mühlviertler Delegation am zweiten Reise-Tag mitfeierte. Für Tansania ganz normal. „Die Stimmung war total gut“, sagt Franz Wenigwieser, der bei der Messe insgesamt 14 Taufen spendete und zugleich ein Paar traute. „Die Leute wollten, dass ich das als weißer Priester mache. Für mich war das eine Überraschung“, freut sich Wenigwieser. Auch ungewöhnlich: Während des Gottesdienstes wurde eine Ziege geschlachtet, die anschließend beim Hochzeitsmahl verzehrt wurde.
Eine Kinder-Seilbahn als Riesenhit
Die Mühlvierteler helfen in Tansania auf vielfältige Art und Weise. Eine gespendete Kinder-Seilbahn nahmen die Katsdorfer kurzerhand nach Afrika mit, um sie in Tansania in der Partnerpfarre Igota wieder aufzubauen. „Die Kinder in Tansania haben sehr wenig Spielgeräte. Da ist unsere Seilbahn natürlich der besondere Hit“, erzählt Franz Wenigwieser. 50 bis 100 Kinder standen beim Eröffnungsfest ständig Schlange, als das 35 Meter lange Seil zwischen zwei großen Bäumen aufgespannt war. Das neue Spielgerät ist typisch für die Katsdorfer Hilfe, die eindeutig einen wesentlichen Schwerpunkt auf die Kinder setzt. Ein naheliegender Schritt in einem Land, dessen Altersschnitt bei knapp 18 Jahren liegt (Österreich: 42 Jahre). Die Unterstützung der Mühlviertler ist dabei breit angelegt. Sie reicht vom Ausbau eines Mädchenheims bis zum Aufbau von vier Kindergärten. Letzteres ist bereits in den vergangenen Jahren in der Partnerpfarre Igota geschehen. Pro Kindergarten kommen bis zu 100 Kinder.
Mit dem Motorrad in die Messe
Abgeschlossen wurde die Reise durch eine Messe in Igota, während der sich Franz Wenigwieser nicht nehmen ließ, mit dem Motorrad in der Kirche vorzufahren. Der praktische Grund: Den Religionslehrern (Katechistin) aus der Pfarre wird das neue Motorrad künftig Reisen durch die Region deutlich erleichtern.
Hilfe für Tansania
Der Priester Franz Wenigwieser ist der Motor für die Tansania-Hilfe. Das Engagement begann der Seelsorger, als er noch Pfarrer von Reichenau war. Seit Herbst 2015 wirkt Wenigwieser in Katsdorf, womit diese Gemeinde auch vom Engagement für Afrika „angesteckt“ wurde.
In Igota im Busch von Tansania wohnen 5000 Christen in der Pfarre, zu der drei Außenstellen und mehrere Schulen gehören. Die Menschen leben in einfachsten Verhältnissen und vom Ertrag des Ackerbaus. Seine Liebe zu diesem Teil der Welt entdeckte Wenigwieser, als er vor 16 Jahren bei einem Jugendaustausch in Ostafrika war.