Warum ihr Klang heute noch wichtig ist und worauf bei Guss, Gestaltung und Glockenstühlen zu achten ist, waren Themen des III. Glockensymposiums.
Ausgabe: 2017/37
12.09.2017 - Elisabeth Leitner
Am Donnerstagabend, 7. September, versammelten sich etwa 80 Fachleute aus Österreich, Deutschland, Südtirol, Frankreich und der Schweiz vor der Stiftsbasilika in St. Florian. Den anfänglichen Gesprächen folgte Stille zu ebener Erde, während das mächtige Glockengeläut die Menschen
einige Minuten lang begrüßte. Gemeinsam betraten die Teilnehmer/innen des internationalen Glockensymposiums den Kirchenraum.
300 Jahre „Angstglocke“
Mit einer Vesper wurden die Glockentage eröffnet, Gesang, Glocken- und Orgelklang floßen ineinander und machten gleich zu Beginn die vielfältigen Möglichkeiten hörbar, wie die Glocke als Musikinstrument Teil einer Feier sein kann. KonsR Harald Ehrl, em. Stiftspfarrer und Referent bei den Glockentagen, brachte bei den Eröffnungsworten auf den Punkt, was Begrüßen meint: einander wahrnehmen – dies gilt für Menschen ebenso wie für Glocken. Heuer steht besonders die größte historische Glocke Österreichs – die „Angstglocke“ –, deren 300-Jubiläum der Grund für die Auswahl des Tagungsortes war, im Zentrum. Die älteste Glocke aus dem Geläut stammt aus dem Jahr 1318, aus einer Zeit, in der die Kirche noch geeint war, wies Ehrl in seiner Begrüßung hin.
Glocken und die Zeit
Glocken strukturieren den Tag, sie markieren Knotenpunkte des Lebens wie Taufe, Hochzeit und Tod, führte Bischof Manfred Scheuer in seiner Eröffnungsrede fort. Sie machen private Ereignisse öffentlich, geben der Zeit eine Ordnung, einen Rhythmus wie Wachen/Schlafen, Arbeiten/Ruhen. Glocken rufen zum persönlichen Gebet, aber auch zur Solidarität und Verantwortung füreinander auf. Als Beispiel dafür sei hier die Aktion „Glocken für Afrika“ erwähnt, die im Sommer an die Hungerkatastrophe erinnern und zu Spenden anregen sollte. Superintendent Gerold Lehner sprach von Glocken als die „warnenden, guten Geister“, die den Lärm des geschäftigen Lebens übertönen und an eine andere Welt erinnern. Dass die Glocke heute als Kommunikationssystem am Zerfallen ist, bemerkte er als „einer, der Glocken liebt“, mit Sorge und stellte die Frage: Was bedeuten uns Glocken heute? – Dies war auch Thema eines Diskussionsforums. Die vielen Glockenfreundinnen und -freunde aus ganz Europa nutzten die Glockentage, diesen Fragen nachzugehen und ihr Wissen um die Gestaltung, die Errichtung von Glockenstühlen und neue Glockendispositionen zu erweitern. Die Ergebnisse werden in Buchform erscheinen.