Mit dem Segensreichen, dem Guten, ist es wie mit dem Regen. Es ist nicht einfach nur angenehm. Der Weg zum Guten mutet einem die reinigenden Gewitter zu. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2017/37
12.09.2017 - Matthäus Fellinger
In manchen Wochen des zu Ende gehenden Sommers ersehnte man ihn herbei – den Regen. Wenn er doch endlich käme! Ohne Regen gedeiht nichts, und es gibt nur eine kümmerliche Ernte. Regen bringt Segen, weiß der Volksmund. Dann kommt er, der Regen. Und selbst, wenn er herbeigesehnt war: Wie unangenehm fühlt er sich an auf der Haut. Wie rasch einem kalt wird im Regen! So versuchen Menschen sich zu schützen vor ihm und sich trocken zu halten. Mit dem Segensreichen, dem Guten, ist es wie mit dem Regen. Es ist nicht einfach nur angenehm. Der Weg zum Guten mutet einem die reinigenden Gewitter zu. Der christliche Glaube öffnet diese erstaunliche Perspektive: dass sich das Gute nicht in bloßem Wohlbefinden erschöpft – und dass jener eigentlich arm ist, der es nur in den Sonnenstunden seines Lebens auszuhalten vermag. Auch in dem, was weh tut, kann Segen sein. Die großen Probleme der heutigen Zeit werden sich nicht auf Wohlfühlwegen lösen lassen. „Alles Gute“ wünschen Menschen einander. Das meint Sonne und Regen. Wenn Wolken den Lebenshorizont verdüstern. Wenn Schweres ansteht. Wenn die Zumutungen von Krankheit und Alter kommen. Glücklich der Mensch, der auch dann danke sagen kann, für das, was vom Himmel kommt. Für Sonne und Regen.