Eine neue Verknüpfung von Religion, Vernunft und Gefühl forderte angesichts verschiedener Krisen Kardinal Reinhard Marx als Festredner der diesjährigen Salzburger Hochschulwochen.
Ausgabe: 2016/32,Kardinal Reinhard Marx , Europas Krisen, Gesellschaft
09.08.2016
Die Probleme in Europa würden die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen, sagte der Münchner Erzbischof. Es gelte, eine Zivilisation „verantwortungsvoller Freiheit“ neu zu begründen, wozu der christliche Glaube einen wichtigen Beitrag leisten könne. In der Kirche selbst bestehe die Gefahr, dass Gefühl gegenüber dem Verstand überbetont wird. Doch wer das Evangelium höre und die Botschaft Jesu meditiere, könne kein Fundamentalist werden, sagte Marx.
„Tätige Hoffnung“
Thema der Hochschulwochen, an denen 800 Studierende und Interessierte teilnahmen waren „Leidenschaften“: Der Gewaltforscher Andreas Zick zeigte auf, dass Menschenfeindlichkeit in der Gesellschaft zunehme. Und die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi bezeichnete den Export des wahabitischen Islams aus Saudi-Arabien als Problem für Europa. Der Grazer Altbischof Egon Kapellari rief Christen aber dazu auf, gerade in Zeiten, da die Welt „aus den Fugen“ geraten erscheine, „tätige Hoffnung“ zu üben. Unterdessen traf der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Rande der Hochschulwochen die beiden „Jedermann“-Schauspieler Peter Lohmeyer (Tod) und Christoph Franken (Teufel) zu einem „leidenschaftlichen“ Gespräch. Für ihn sei Sehnsucht eine wichtige Leidenschaft, weil sie das Leben im Schwung halte, sagte Lackner dabei.