Die Aktion SEI SO FREI leistete in Brasilien mit der Hilfe zur Verarbeitung von Früchten Pionierarbeit
Ausgabe: 2006/44, Umbu, Wunderzwetschke, Hans Gnadlinger, Miroval, Sei so frei, Hilfe, Export, Marmelade
31.10.2006 - Josef Wallner
Zu Recht dürfen sie auf ihre Arbeit stolz sein. Entwicklungshelfer Hans Gnadlinger und Miroval, Leiter der Umbu-Verarbeitungsfabrik, stehen vor einer Palette Marmelade, die für den Export vorbereitet ist.
Hans Liebletsberger (rechts), Vorsitzender des SEI SO FREI-Komitees, mit Projektpartner Hans Gnadlinger. Bild Mitte: Der Umbu-Baum ist ein Gewächs der Dornbuschsteppe Nordostbrasiliens und trägt – kaum zu glauben – bis zu 300 kg Früchte pro Jahr. Rechtes Bild: Umbu – die Zwetschke Nordostbrasiliens. Fotos: SEI SO FREI
Die Blätter des Umbu-Baumes dienten als Ziegenfutter, von den Früchten verarbeitete man nur einen Bruchteil zu Marmelade und Saft, der Großteil verfaulte. Nun wurde die Umbu – die Zwetschke Nordostbrasiliens – wiederentdeckt. Eine Erfolgsgeschichte.
„Als ich vor dreißig Jahren nach Brasilien kam, hat sich an den Universitäten des Landes niemand für die Botanik des trockenen Nordostens interessiert“, erzählt Hans Gnadlinger, Entwicklungshelfer aus Eberstalzell: „Die brasilianischen Wissenschafter beschäftigen sich eher mit der europäischen Flora als mit der Dornbuschsteppe.“ Doch nach und nach wird den Menschen klar, dass der Nordosten keine Dürreregion ist, sondern viele Möglichkeiten bietet. Die Umbu-Frucht ist eine dieser Möglichkeiten. Mit Hilfe des „Instituts für angepasste Landwirtschaft“, zu dessen Gründungsmitgliedern Gnadlinger gehört, haben Bauernvereinigungen begonnen, die Zwetschken zu verarbeiten: zu Marmelade, Saft und Kompott.
Umbu wird zum Exporthit. In den Dörfern werden die Produkte für den regionalen Markt hergestellt. Eine kleine Fabrik erzeugt für Supermärkte und sogar für den Export. Bis Ende 2006 sollten 10.000 Gläser Marmelade nach Frankreich gehen, inzwischen sind es schon 41.000 Gläser. Bald wird die Bio-Marmelade in Italien zu haben sein und auch Gespräche mit EZA-Österreich laufen.
Für den europäischen Gaumen. Die Umbu-Frucht schmeckt auch dem europäischen Gaumen hervorragend, wirbt Gnadlinger. Franz Hehenberger und Hans Liebletsberger von der Aktion SEI SO FREI pflichten ihm bei. Erst vor wenigen Wochen haben sie die Früchte vor Ort verkostet. Begeistert sind sie nicht nur vom exotischen, leicht säuerlichen Geschmack der Umbu, sondern vom gesamten Projekt: Rund 500 Familien der Region Uauá konnten sich dank der Wunderzwetschke ein Standbein zu einem menschenwürdigen Leben schaffen. Durch den Bau von Verarbeitungshäusern in den Dörfern und der Fabrik haben die Aktion SEI SO FREI, die österreichische Entwicklungsagentur und die EU dem Wunder ein wenig nachgeholfen.