Die Olympischen Sommerspiele in Brasilien stehen vor der Tür. In der neuen Serie "Sport und Spiritualität" geht P. Erhard Rauch auf Sportbegriffe ein und deutet sie im Hinblick auf den Glauben. Teil 1 von 4
Tausende Athleten und Athletinnen bestreiten die Olympischen Spiele. Sie rufen ab, was in den letzten Jahren trainiert, erarbeitet und auch taktisch neu entwickelt wurde, punktgenau ausgerichtet auf oft nur wenige Minuten. Zunächst wird einmal aufgewärmt. Das dauert oft länger als der eigentliche Wettkampf. Aber es ist ein wichtiger Bestandteil, um Muskel- und Bänderverletzungen zu verhindern.
Nüchternheitsgebot
Muss nur der Körper aufgewärmt werden? Braucht nicht auch der Geist Übungen, um nicht überfordert zu werden? Gibt es auch ein Aufwärmen für den Sonntagsgottesdienst? Wir haben ein Nüchternheitsgebot, das besagt, dass eine Stunde vor dem Kommunionempfang nicht mehr gegessen werden soll. Ist das zeitgemäß? Ich würde es als Aufwärmen bezeichnen. Die Begegnung mit Gott soll mich nicht kalt erwischen, den Magen und auch den Kopf voll mit ganz anderen Dingen zu haben und die Gefahr, nicht voll auf ihn ausgerichtet zu sein.
Sinne lenken
In vielen Kirchen wird vor der Messfeier Rosenkranz gebetet oder Musik gespielt. Oft gibt es einen feierlichen Einzug. Ist das nicht auch eine gute Hilfe, sich auf das, was jetzt kommt, zu fokussieren? Die Bänder für die Lieder in Ruhe einzulegen, vielleicht auch schon kurz das Evangelium anzusehen, das alles lenkt meine Sinne auf das zentrale Geschehen, auf die gemeinschaftliche Begegnung mit Gott.
Anlaufzeit auch für den Geist
Die moderne Sportwissenschaft lehrt uns die Wichtigkeit des „Aufwärmens“, um ohne Krämpfe und Überdehnungen an den Start zu gehen. Auch unser Geist braucht eine Anlaufzeit, um aufnahmefähig zu werden. Es tut uns gut, wenn wir genügend Zeit der Vorbereitung einplanen.
Der Autor
Sport hatte und hat für den em. Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs immer einen besonderen Stellenwert. P. Erhard Rauch ist vereinsmäßig im Fußball, Handball und Basketball tätig gewesen und war geistlicher Assistent der Diözesansportgemeinschaft Steiermark. Der 1950 in Mistelbach geborene Provinzökonom der Salvatorianer betreibt derzeit mit großer Leidenschaft das Segeln und nimmt regelmäßig an Regatten teil. Zudem ist er Ausbildner und Prüfer beim Österreichischen Segelverband. Pater Erhard Rauch studierte Theologie in Graz und wurde 1974 zum Priester geweiht. Ab Oktober übernimmt er die Aufgabe des Pfarrers in der Wiener Michaelerkirche.