Das „Mariahilf“-Bild von Lucas Cranach gehört wohl zu den am häufigsten kopierten Gemälden überhaupt. Kaum eine Kirche in Österreich, die nicht ein Bildnis oder eine Prozessionsfahne mit diesem Motiv besitzt.
JUDITH HUDETZ
Lucas Cranach der Ältere (1472–1553), vom Vater ausgebildet, führte eine große Werkstatt in Wittenberg und war bis zu seinem Tod Hofmaler der Kurfürsten. Er war mit Martin Luther befreundet und schuf zahlreiche tief religiöse Werke. Einflüsse der niederländischen Malerei sowie der italienischen Renaissance wirken auf das Werk Cranachs. Auch zwei Söhne übten die Malerei aus: Hans und Lucas der Jüngere.
Wechselvolle Geschichte. Das Marienbild, um 1520 entstanden, hing vorerst in der herzoglichen Privatkapelle in Dresden, von wo es in die Kunstkammer gelangte. Von da nahm es der österreichische Erzherzog Leopold V. in seiner Funktion als Fürstbischof von Passau als Geschenk mit. In Passau wurde es zum ersten Mal kopiert und für das Duplikat wurde eine eigene Kirche errichtet. Von dieser ging eine Welle der Verehrung aus, die nach und nach auch Österreich und die slawischen Länder erreichte: Wallfahrten des Kaisers anlässlich der Türkenbelagerung 1683 sollen den Österreichern zum Sieg verholfen haben. Daraufhin wurde die Wiener Mariahilf-Kirche errichtet, die dem Bezirk heute noch den Namen gibt. Zahlreiche Bruderschaften wurden gegründet.
Der endgültige Standort. Das Original – vorerst wesentlich mehr im Hintergrund als die Kopie – wurde von Kaiser Leopold V. 1619 nach Innsbruck mitgenommen. 1650 wurde es im Dom St. Jakob aufgestellt, wo es bis heute zu sehen ist. Zahlreiche Gebetserhörungen sind überliefert. Am Jahrestag der Stiftung wird dem Gnadenbild die so genannte „Säkulums-Krone“ aufgesetzt, da der Jahrestag der Stiftung erstmals 1750, nach 100 Jahren, feierlich begangen wurde. Auf zahlreichen Kopien sind Maria und das Jesuskind mit diesen – oft nur gemalten – Kronen zu sehen.
Innige Beziehung. In Cranachs Vorlage ist der Mensch gewordene Gott ein nacktes, schutzbedürftiges Kind. Es schmiegt sich an die Mutter, schlingt die Arme um ihren Hals. Das kleinformatige Andachtsbild stellt die Gottesmutterschaft als zentrales Glaubensgeheimnis dar. Die Mutter-Kind-Beziehung steht im Vordergrund. Neben dieser Natürlichkeit bleibt das Sakrale, Übernatürliche dieser „europäischen Ikone“ deutlich spürbar. Vorbilder für diese Gnadenmadonna sind in der Ikonenmalerei zu finden. Das hier gezeigte Uttendorfer Bild aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist bemüht diese Innigkeit wiederzugeben wie beim großen Vorbild.
Foto: Kunstreferat, Pfarrkirche Uttendorf, Öl auf Leinwand, unb. Meister.