Das Zentrum der Hinterglasmalerei im deutschen Sprachraum war lange Zeit in Sandl. Die ältesten Bilder stammen aus dem 18. Jahrhundert und werden nun im Sumerauerhof bei St. Florian gezeigt.
ELISABETH LEITNER
Ingrid Ecker (Bild oben) hat vor 28 Jahren mit der Hinterglasmalerei begonnen. „Ich war gleich fasziniert und habe viele Kurse besucht“, erzählt sie. Es hat nicht lange gedauert, leitete sie selbst Kurse, um die Technik der Hinterglasmalerei Interessierten weiterzuvermitteln. „Die Liebe zur Volkskunst habe ich durch die Malerei entdeckt“, sagt die Steyrerin.
Ingrid Ecker ist nun Kuratorin der Ausstellung „Hinterglasbilder einst und heute“, die ab 23. April im Sumerauerhof gezeigt wird.
Alte Volkskunst
Als bäuerliche Volkskunst erlebte die Hinterglasmalerei in Oberbayern, Böhmen und Oberösterreich eine Blütezeit in der 2. Hälfte des 18. Jh. Damals war sie Haupt- und Zuerwerb für die Häusler des Nordwaldes in und um Sandl im Mühlviertel.
Dass gerade Sandl zu einem Hauptgebiet der Hinterglasmalerei im deutschen Sprachraum wurde, geht auf die dort in früheren Zeiten stark vertretene Glaserzeugung zurück.
Über 100 Exemplare dieser alten Volkskunst werden nun im Sumerauerhof bei St. Florian präsentiert. Besonders beliebt – und daher auch in der Ausstellung so angeordnet – waren damals Andenken an Wallfahrten, Gnadenbilder, Schutzheilige wie der hl. Florian, Hl. Sebastian und der hl. Leonhard, die Haussegensbilder und die Namenspatrone. Weiters zu sehen: Marienbilder, Darstellungen von der Passion Jesu bis zur Auferstehung und die Heilige Familie. Die Hinterglasbilder „Turmbau zu Babel“ sowie „Das Jüngste Gericht“ sind Raritäten, da diese Motive nicht typisch für die gemalten Glaubensbilder sind.
Nichts vertuschen
Als Vorlagen dienten meist Motive von Kupferstichen oder Holzschnitten, von denen vereinfachte handgezeichnete „Risse“ gemacht wurden. Verschiedene Blumenornamente als Obereckenschmuck waren beliebt. Durch diese lassen sich in den meisten Fällen die Bilder der jeweiligen Malerfamilie zuordnen.„Die Eigenheit der Hinterglasmaltechnik ist, dass man vom Vordergrund zum Hintergrund malt, genau umgekehrt zur Malerei auf Papier oder Leinwand. Es kann also nicht durch Übermalen ausgebessert werden“, erklärt Ingrid Ecker. „Man muss sich lange damit beschäftigen, dann sieht man auch, dass jeder Pinselstrich überlegt ist. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Leuchtkraft der Farben. Für mich hat das auch etwas mit dem Glauben zu tun“, meint Ecker. In der Ausstellung wird der Bogen bis in die Gegenwart gespannt. Auffallend ist: Hinterglasbilder jüngeren Datums verzichten meist auf religiöse Motive.
Ingrid Ecker bietet Malkurse nach Vereinbarung an: Tel. 07224/80 31; Ausstellung geöffnet bis 29. 10., jew. Di. bis So. 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr.