Wein und andere alkoholische Getränke werden mehrmals in der Bibel erwähnt - sowohl als Gefahr als auch als Geschenk.
Ausgabe: 2016/28, Wein, Alkohol, Bibel
12.07.2016 - Helga Kohler-Spiegel
Vermutlich mögen ihn viele von uns, den Wein. Eher trocken, lieber weiß oder rot. Oder doch lieber ein kühles Bier, im Sommer, nach der Arbeit. Im östlichen Mittelmeer stehen „Brot und Wein“ für das tägliche Essen und Trinken. Manchmal kommt Öl dazu. Brot und Wein und Öl unterscheiden sich von der armseligen Nahrung, die gerade dem Überleben dient, und der Festnahrung, die mit Fisch und Fleisch versehen ist. Wein zählte zur Alltagsnahrung, zum täglichen Essen und Trinken; es gab aber auch andere alkoholische Getränke.
Geschenk
Wein ist ein Geschenk von Gott und kann das Leben schöner machen (siehe Psalm 104, 15). Wein zu trinken wird im ersten Timotheusbrief (5, 23) sogar empfohlen: „Trink nicht nur Wasser, sondern auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten.“ (Wohl mit Recht heißt es, man möge nur „etwas Wein“ trinken.) Jesus selbst trinkt Wein, bei verschiedenen Einladungen, bei Fest- und Hochzeitsmählern (zum Beispiel Joh 2, 1–12) und beim Mahl vor seinem Sterben (zum Beispiel Mt 26, 20–29).
Gefahr
Vermutlich genießen viele von uns Bier, Wein und andere alkoholische Getränke, vermutlich wissen wir alle um die Gefahren des Alkohols und die zerstörerischen Auswirkungen. Interessant ist, dass davon auch die Bibel weiß: Alkohol soll nur in Maßen getrunken werden, denn der Alkohol beeinträchtigt das Denken und das Urteilsvermögen, Alkohol kann jemanden finanziell ruinieren und die Gesundheit schädigen.
So heißt es zum Beispiel im Buch der Sprichwörter (23, 29f): „Wer hat Ach? Wer hat Weh? Wer Gezänk? Wer Klage? Wer hat Wunden wegen nichts? Wer trübe Augen? Jene, die bis in die Nacht beim Wein sitzen …“ Und ein Stück weiter unten im Text (23, 31) heißt es: „Schau nicht nach dem Wein, wie er rötlich schimmert, wie er funkelt im Becher: Er trinkt sich so leicht!“
Rausch
Der Alkohol kann auch Beziehungen und Familien sehr belasten und zerstören. In der Erzählung von Noach (Noah) im Alten Testament ist davon die Rede. Die große Flut konnten Noach und seine Familie mit der Hilfe Gottes und der Arche überleben. Danach schließt Gott einen neuen Bund mit Noach. Dieser wird Ackerbauer, baut Wein an und als er eines Nachts betrunken daliegt, beschämt ihn einer seiner Söhne (Genesis 9, 20ff). Der Rausch spaltet die Familie und bringt Unheil.
In der sogenannten Jesaja-Apokalypse heißt es angesichts des Weltgerichts: „Man trinkt keinen Wein mehr bei frohem Gesang, das Bier der Zecher ist bitter geworden.“ (Jesaja 24, 9). Der Rausch wird als negativer Vergleich herangezogen: „Wie ein Betrunkener taumelt die Erde, sie schwankt wie eine wackelige Hütte.“ (24, 20).
Ritual
Andererseits ist ritualisiertes Trinken in der Bibel häufig zu finden. Eingebettet in ein vorgegebenes Ritual werden einer oder mehrere Becher Wein getrunken. Es gibt den Dankesbecher und den Trostbecher und den Segensbecher, den Siegesbecher und den Zornbecher, wenn es nicht zum Sieg kam.
Im Neuen Testament ist beim Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod der Becher Wein zentral, ebenso heute bei der Feier der Eucharistie. Brot und Wein zu teilen, soll uns erinnern, was Jesus wichtig war: Gemeinsam am Tisch. Alle haben Platz, niemand ist ausgeschlossen. Dazu mehr in der nächsten Woche.
Glaubens-Serie "Überraschendes aus der Bibel" Teil 2 von 3 Autorin: Helga Kohler-Spiegel Professorin für Relgionspädagogik und Päd. Psychologie an der pädagogischen Hochschule Vorarlberg.