Linzer Kapuzinerkirche ist ab Juli kein Gotteshaus mehr
Aus „St. Matthias“ wird „St. Martin am Römerberg“. Die Pfarre im Linzer Westen ändert den Namen und verlagert ihr Zentrum. Ab 10. Juli 2016 wird die bisherige Filialkirche der Pfarre, die Martinskirche zur neuen Heimat. Die Kapuzinerkirche wird dagegen als Gotteshaus aufgelassen und für andere Zwecke verwendet.
Ausgabe: 2016/26
28.06.2016 - Paul Stütz
Mit Ende 2016 läuft der Mietvertrag mit dem Kapuzinerorden über das Pfarrareal von St. Matthias aus. Im März 2016 beschloss der Pfarrgemeinderat von Linz-St. Matthias, dass die Martinskirche zur neuen Pfarrkirche bestimmt werden soll. Die bisherige Filialkirche ist deutlich kleiner und zentraler im Pfarrgebiet gelegen als die Kapuzinerkirche. Mit dem ehemaligen Restaurant „La Cave“, das von der Diözese Linz angekauft wurde, stehen passende Räumlichkeiten für ein Pfarrheim zur Verfügung, die inzwischen adaptiert wurden. Der örtliche Neubeginn der Pfarre findet auch in einem neuen Namen seinen Niederschlag: Die Pfarre wird ab 3. Juli 2016 den Namen „Pfarre Linz-St. Martin am Römerberg“ führen.
Weihe rückgängig gemacht. Die Kapuzinerkirche wird als Kirche aufgelassen, also profaniert. Mit der „Profanierung“ ist die Rückgängigmachung einer Weihung gemeint. Nach kirchlichem Verständnis ist die Profanierung jener Vorgang, der die Nutzung eines Kirchengebäudes als Gotteshaus beendet. Bereits seit 1991 lebt in dem Kapuzinerkloster Linz keine Kapuzinergemeinschaft mehr.
Abschied nehmen am 3. Juli. Profaniert wird die Kirche de facto durch ein bischöfliches Dekret. Dieses Dekret wird am 3. Juli 2016 vor dem Segen am Ende des Gottesdienstes durch Bischofsvikar Johann Hintermaier verlesen. Mit dem Gottesdienst nimmt die Pfarrgemeinde Abschied von ihrer alten Kirche und dankt für all das, was über die Jahre hier gefeiert wurde. Danach werden die gewandelten Hostien aus dem Tabernakel und aus der Kirche entfernt und in die neue Pfarrkirche übertragen. Das Ewige Licht im Altarraum, das die Gegenwart Jesu Christi im Heiligen Brot bezeugt, wird gelöscht. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Reliquien und alle liturgischen Geräte aus der Kirche entfernt und an die Kapuziner, zurückgegeben. „Es ist uns wichtig, dass die Kircheneinrichtung und die sakralen Objekte, die den Menschen vertraut sind, möglichst weiterhin liturgischen Gebrauch erfahren oder zumindest in Oberösterreich bleiben können“, erklärt Bruder Lech Siebert, Provinzial der Kapuziner für Österreich und Südtirol. Werke von Friedrich Goffitzer wie etwa die Altarraumreinrichtung gehen als Schenkung an die Katholische Privat-Universität (KU) Linz.
Kulturdepot steht „zur Diskussion“. Diözese Linz und Kapuzinerorden streben eine möglichst kirchennahe Nachnutzung des ehemaligen Gotteshauses an. Die Errichtung eines Kulturgüterdepots in der Kapuzinerkirche steht zur Diskussion, formuliert es der Kapuzinerorden noch vorsichtig in der gemeinsamen Aussendung mit der Diözese Linz.
Etwas weiter ist die Klostergemeinschaft offenbar schon bei der neuen Verwendung des Klostergebäudes. Vorbereitungen zur Vertragsunterzeichnung mit der Gesellschaft für ganzheitliche Förderung und Therapie Oberösterreich GmbH (GFGF) seien bereits im Gange. Die GFGF möchte im Bereich des jetzigen Klostergebäudes ein Therapiezentrum errichten.
Vorfreude auf neues Zuhause. Fest steht jedenfalls, dass die Pfarrgemeinde ihre Gottesdienste ab 10. Juli in der Martinskirche feiert. Die festliche Eröffnungsfeier mit Generalvikar Severin Lederhilger findet am 18. September 2016 statt. Pfarrprovisor Mag. Manfred Wageneder: „Wir freuen uns darauf, die Martinskirche zu unserem neuen Zuhause zu machen“.