Aus Fäden werden feine Spitzen: Klöppeln ist die hohe Kunst der Handarbeit. Die Künstlerin Silvia Fedorova bringt alte Muster in neue Formen. Zu sehen beim Workshop im Textilen Zentrum Haslach.
Ausgabe: 2016/22
31.05.2016 - Christine Grüll
Flink wechseln die Klöppel zwischen den Händen hin und her, eine kurze Pause, um eine Nadel in das Klöppelkissen zu stecken, und weiter werden die Fäden gekreuzt und verschlungen. Silvia Fedorova klöppelt seit 30 Jahren. Die Künstlerin und Kuratorin hat es in der Schule gelernt und im Kunststudium in Prag und Wien verfeinert. Klöppeln, das klingt nach Borten, Untersetzern und Spitzendeckerl. Doch davon sind ihre Arbeiten weit entfernt.
Liptauer Spitze, dreidimensional
„Ich arbeite mit verschiedenen Materialien wie Nylon und Kupferdraht, dann ist die Form auch in 3D möglich“, sagt Silvia Fedorova. So entstehen zarter Schmuck, Hüte oder eine zwei Meter hohe Rauminstallation, an der die Künstlerin mit einer Kollegin ein halbes Jahr lang gearbeitet hat – mit Baumwolle, Leinen und Viskose. Der Aufwand, den es braucht, um die Materialien zu reinigen, haben Silvia Fedorova später neue suchen lassen, darunter Schnüre aus Papier. Die Muster aber sind alt. „Die traditionell slowakischen Muster sind eher grob, aber bunt, im Gegensatz zu den meist schwarzen oder weißen Spitzen“, sagt die Künstlerin. Besonders die Liptauer Spitze lehrt sie gerne in ihren Workshops, die sie schon nach Dänemark oder in die Schweiz geführt haben – und nach Haslach. Hier im Textilen Zentrum werden Muster in Handarbeit vermittelt, die sonst in Vergessenheit geraten würden. Denn mit Maschinen können nur einige wenige Formen hergestellt werden. Und was fasziniert die Künstlerin selbst am Klöppeln? – „Wahrscheinlich ist es die meditative Art der Entstehung“, sagt Silvia Fedorova, „und die Überraschung nach der Vollendung, wenn man das Stück vom Kissen trennt.“
Klöppeln ist eine Handarbeitstechnik, bei der verschiedenartige Spitzen angefertigt werden. Die Mustervorlage, der Klöppelbrief, wird auf einem Kissen befestigt. Die Fäden werden auf spindelförmige Klöppel, meist aus Holz, aufgewickelt und durch Verdrehen, Verknüpfen und Verschlingen zu Spitzen gefertigt. Sie kommen als Deckerl, dekorative Ränder von Textilien oder als modische Accessoires zum Einsatz. Alte Techniken wie Klöppelspitze, Occhi Spitze, Nadel- und Filetspitze pflegt der Verein Klöppeln und Textile Spitzenkunst in Österreich.