Sabine hat sich in Paul verliebt. Paul ist Raucher und war am Anfang sehr um Rücksicht bemüht. Er ging immer auf die Terrasse von Sabines Wohnung, weil er Sabine nicht stören wollte.
Ausgabe: 2016/21
24.05.2016 - Andrea Holzer-Breid
Vor einem Monat hat Paul begonnen, im Auto zu rauchen. Und am liebsten hätte er auch eine Gute-Nacht-Zigarette im Bett. Sabine wünscht sich, dass Paul mit dem Rauchen aufhört und schlägt ihm ein Raucher-Entwöhnungsprogramm vor. Diese „Bemutterung“ ärgert Paul, und er wehrt das Programm ab: „Ich rauche gern und mit Genuss. Ich kann mich dabei gut entspannen. Ich möchte, dass du mich so nimmst, wie ich bin!“ Das macht Sabine wütend: „Ich will nicht, dass du in geschlossenen Räumen rauchst. Im Auto und in unserem Schlafzimmer stinkt es! Das halte ich nicht länger aus! Du musst auch auf mich Rücksicht nehmen!“ Paul und Sabine haben unterschiedliche Bedürfnisse. Sie müssen die Standpunkte des Partners respektieren, um ihre Liebe nicht zu belasten.
Themen der Kindheit kommen zum Vorschein
Paul und Sabine lernen, offen miteinander zu kommunizieren. Sie hören einander zu und finden heraus, dass es beiden wichtig ist, dass sie gegenseitig ihre Grenzen respektieren. Beim Thema „Rauchen“ können sie nun auch ihre Bedürfnisse und Gefühle besser formulieren und einander wirklich gut zuhören. Sabine versteht jetzt, dass Paul sich in der Kindheit von seiner Mutter unterdrückt fühlte. Das Rauchen war für ihn eine Möglichkeit, sich zu wehren und seinen Freiraum zu leben. Wenn Sabine ihn einschränkt, fühlt er sich wie mit seiner Mutter. Sabine erzählt, dass sie in ihrer Kindheit das Gefühl hatte, dass niemand auf sie Rücksicht nahm. Indem Paul beim Rauchen ihre Grenzen respektiert, fühlt sie sich geliebt und verstanden.
Vereinbarungen treffen
Paul ist bereit, nicht mehr im Auto und in der Wohnung zu rauchen, sondern nur auf der Terrasse. Sabine überlässt Paul die Verantwortung für sein Rauchen: Es ist seine Sucht. Die Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören, müsste Paul selbst treffen, um sie auch wirklich durchzuziehen. Sie kann Paul nicht verändern, ihn aber durch ihre Toleranz unterstützen. Paul genießt also seine Zigaretten auf dem Balkon und Sabine trinkt in dieser Zeit eine Tasse Tee zur Entspannung. So ärgert sich Sabine viel weniger, weil sie nicht mehr auf Paul warten muss. Beide bedanken sich gegenseitig für die Rücksichtnahme. Das stärkt die Wertschätzung füreinander. Vorwürfe soll es nicht mehr geben.
Einmal getroffen
Es ist hilfreich, gemeinsam getroffene Vereinbarungen in ein Heft oder Buch zu schreiben. Liebesvereinbarungen stärken die Paarbeziehung. Sie helfen, verbindlicher zu werden. Wenn etwas schwarz auf weiß in einem Heft steht, erinnert man sich besser daran, was man einmal einander zugesagt hat. Paare, die sich an Vereinbarungen halten, fühlen sich vom Partner/von der Partnerin ernst und wichtig genommen. Sie fühlen sich geliebt und unterstützt.
Einmal getroffen ... Das neue Heft für Liebesvereinbarungen kann man zum Preis von € 3,– bei BEZIEHUNGLEBEN.AT beziehen. E-Mail: beziehungleben@dioezese-linz.at
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