Abschiebungen sind ebenso Teil des Asylwesens wie positive Asylbescheide. Doch zuletzt wurde besonders unmenschlich vorgegangen.
Ausgabe: 2017/35
29.08.2017 - Christine Grüll
Am 21. August wurden die junge Witwe Narine Bughdaryan und ihre beiden Kinder überraschend in Walding abgeholt. Die christliche Familie sollte nach Armenien abgeschoben werden. Veronika Pernsteiner, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, war eine der Unterstützer/innen, die öffentlich auf die drohende Abschiebung hingewiesen haben. Der Protest hat sich ausgezahlt: Die Familie durfte heim nach Walding.
Protest in Pfarrkirchen
Nun ruft die Abschiebung einer jesidischen Familie aus Pfarrkirchen nach Armenien Empörung hervor. Die Familie lebt seit fünf Jahren im Ort und ist sehr gut integriert. Vier von sechs Mitgliedern wurden vor Kurzem außer Landes gebracht. Die Großeltern durften wegen einer Erkrankung des Großvaters bleiben. Davor hatten Bürgermeister und Pfarrgemeinderat beim Bundesasylamt in Linz humanitäres Bleiberecht gefordert. Als Grund für die Abschiebung nannte die Behörde eine falsche Identitätsangabe. Die Familie versicherte, sie hätte auf der Flucht einen anderen Namen angenommen, um ihre Kinder zu schützen.
Schock in Vöcklabruck
Ein besonders unmenschlicher Fall belastet ein christlich-armenisches Paar und ihre Kinder in Vöcklabruck. Sie sind bereits österreichische Staatsbürger, der 66-jährige Vater hat um Asyl angesucht. Seine Frau ist im Frühjahr verstorben. Ende August wurde der herzkranke Mann völlig überraschend abgeführt. Herr Georg (sein voller Name soll zu seinem Schutz nicht genannt werden) durfte weder Medikamente noch weitere Kleidung mitnehmen. Zwei Tage später wurde er nach Armenien abgeschoben. Tim Ausserhuber vom Wiener Migrant/innenverein St. Marx kennt die Familie seit fünf Jahren. Er weiß, dass viele Richter nach humanitären Lösungen suchen. Das wäre auch bei Herrn Georg angemessen gewesen. Ausserhuber ist schockiert von der Unmenschlichkeit, mit der hier vom Bundesasylamt in Linz und der Polizei vorgegangen wurde: „Eine so grausame Vorgangsweise in einer christlich geprägten Demokratie hätte ich nicht für möglich gehalten.“