Man braucht schon die Erläuterungen eines Experten um in der Baugrube die "archäologische" Sensation zu sehen: Die Stufen rechts der Leiter sind Teil des biblischen Teiches Schiloach.
Das israelische Fernsehen nennt den Fund in Jerusalem eine der wichtigsten Entdeckungen der biblischen Archäologie seit Jahrzehnten.
Es war wieder einmal ein Zufallstreffer – wie schon manch anderer in der Archäologie. Arbeiter der Jerusalemer Stadtverwaltung waren beim Verlegen eines Abwasserrohres in einem halb verwilderten Garten mit Feigen- und Ölbäumen des arabischen Dorfes Silwan (bei Jerusalem) auf einen auffälligen monumentalen Stein gestoßen. Die herbeigerufenen Archäologen fanden bei ihrer Notgrabung eine Treppenanlage, die in den biblischen Teich Schiloach hinabführte.
Einfach daneben
„Wir wussten zwar, dass der Schiloach-Teich aus der Zeit des Zweiten Tempels in diesem Bereich lokalisiert ist“, erklärt der Archäologe Eli Shukrun, „aber wir kannten nicht seine genaue Lage.“ Dabei hält er den Stadtplan von Dan Bars Jerusalem-Enzyklopädie in der Hand. „Auch die Zeichnung von dem Teich weicht ein gutes Stück von der ausgegrabenen Realität ab. Nun stehen wir an der Stelle, wo vor 2000 Jahren die Bewohner Jerusalems das Wasser für ihre Häuser schöpften, wo sie ihre Neuigkeiten austauschten“, so Shukrun. Und wo mit großer Sicherheit auch Jesus mehrmals gewesen ist. Das Johannes-Evangelium nimmt zweimal auf den Teich Schiloach bezug: bei einer Blindenheilung und im Zusammenhang des Laubhüttenfestes (siehe Randspalte).Warum schon die erste Kirche zum Gedächtnis der Blindenheilung an einer anderen Stelle errichtet wurde, ist nicht klar. Vermutlich war die Schiloach-Teichanlage zur Zeit der byzantinischen Christen bereits zuge- schüttet. Kaiserin Eudokia ließ daher im Jahr 450 die prächtige Basilika „Zum Erleuchter“ mit Kuppel und zwei getrennten Wasserbecken rund 300 Meter vom neu entdeckten Schiloach-Teich errichten. Nach Eli Shukrun hatten die Christen damals am Ausgang des Hiskijatunnel einen natürlichen Teich gesehen und geglaubt, dies sei die historische Stätte. Von der einst prächtigen Kirchen- und Wasseranlage zeugen heute nur mehr ein kleines Wasserbecken und einige Säulenstümpfe. Für Shukrun besteht kein Zweifel, dass seine jüngste Entdeckung der eigentliche Schiloach-Teich aus der Zeit der Bibel ist. Bisher konnte nur ein kleiner Teil der Anlage ausgegraben werden. Das gesamte Wasserbecken war etwa halb so groß wie ein Fußballfeld und wird weiter erforscht.