Wortgottesdienste mit Kommunionspendung sind kein Zugeständnis an die Gläubigen, sondern theologisch gut begründet, betont Pfarrassistent Franz Küllinger von Wartberg ob der Aist.
Ausgabe: 2017/35
29.08.2017 - Das Interview führte Josef Wallner
Wie halten Sie es in Ihrer Pfarre? Franz Küllinger: Wenn an einem Sonntag bei uns in Wartberg ein Wortgottesdienst gefeiert wird, ist der grundsätzlich mit Kommunionspendung. Konkret ist das jeden zweiten Sonntag. Bei Hochzeiten und Begräbnissen differenzieren wir je nach Feiergemeinde, die zu erwarten ist. Das können dann durchaus nur Wortgottesdienste sein.
Warum treten Sie so vehement für die Verbindung von Wortgottesdienst und Kommunionspendung ein?Küllinger: Eine Frau, die tief religiös war, hat mir einmal gesagt: Beten kann ich auch allein und das tue ich auch. Bibel lesen kann ich auch allein und ich tue es auch, aber die Kommunion kann ich mir nicht selbst geben. Doch die gehört für mich zu einem Sonntag. – Das ist keine hohe Theologie, das ist das Empfinden von gläubigen Menschen. Wir sollten die Leute ernst nehmen.
Ich kann nur betonen, dass die Praxis von der Verbindung von Wortgottesdienst und Kommunionfeier ausgehend vom Konzil in kirchlichen Dokumenten gut verankert ist: Die Synode aller Bistümer der Bundesrepublik Deutschland nennt 1975 die Feier „Wort-und Kommuniongottesdienst“, die gehalten werden soll, wenn keine Messe möglich ist. Diese Bezeichnung gefällt mir außerordentlich gut. Und in unserem alten Gotteslob, das wir bis vor einem Jahr verwendet haben, heißt es unter der Nummer 370: „Wenn in der sonntäglichen Versammlung nicht die Eucharistie gefeiert werden kann, soll eine Kommunionfeier gehalten werden“. Punkt.
Warum gefällt Ihnen die Bezeichnung Wort- und Kommuniongottesdienst so gut?Küllinger: Da kommt klar zum Ausdruck, dass es sich nicht um einen Wortgottesdienst handelt, an den eine Kommunionspendung angehängt ist. Mir ist wichtig, dass beide Teile schön und sorgfältig gestaltet werden. Der Kommuniongottesdienst ist dabei nur in der reduzierten Gestalt möglich, weil eben kein Priester da sein kann, aber er ist möglich und hat seinen hohen Stellenwert. Das müssen wir uns bewusst halten.
Welche theologischen Gründe sehen Sie für die Zusammengehörigkeit?Küllinger: Wortgottesdienst und Kommuniongottesdienst kommen aus einer einzigen Quelle: aus der Selbsthingabe Jesu. Besonders deutlich wird die Selbsthingabe aber doch im Kommuniongottesdienst. Auch in der reduzierten Form ist er eine unverzichtbare Säule, um das eucharistische Grundanliegen in der Gemeinde lebendig zu halten.
Warum kam es zu dieser kirchenamtlichen Änderung, dass aus Wortgottesdiensten mit Kommunionspendung Wort-Gottes-Feiern wurden?Küllinger: Ich weiß es nicht, ich möchte auch keine Vermutungen anstellen. Ich weiß nur, dass die Verbindung von Wortgottesdienst und Kommuniongottesdienst theologisch gut begründet ist. Übrigens stört mich der Begriff Wort-Gottes-Feier. Feier ist ein schwaches Wort, ein Allerweltswort, das für alles verwendet werden kann: von der Dachgleichenfeier angefangen. Was wir aber tun, wenn wir am Sonntag zusammenkommen, ist etwas anders: Wir gedenken, dass sich Jesus uns geschenkt hat. Das ist Gottes Dienst an uns Menschen. Das ist etwas ganz Großes. Eigentlich sollten wir darüber nachdenken, warum wir Eucharistiefeier sagen und nicht Eucharistiegottesdienst.
Wenn Sie so stark auf Wortgottesdienste mit Kommunionfeiern setzen, vernachlässigen Sie da nicht Formen, die die Pfarre bereichern können?Küllinger: Wir reden nur vom Sonntag, sonst bin ich sehr für die verschiedensten liturgischen Formen. Angefangen von Kreuzwegandachten, Maiandachten und Stundengebet.
Konflikt um Kommunion
Die Bischofskonferenzen haben es verordnet, die Liturgiewissenschafter bemühen sich, es zu begründen, und die Liturgiereferate der Diözesen, es zu erklären: Wenn in einer Pfarre wegen Priestermangel keine Eucharistiefeier gehalten werden kann, sind Wort-Gottes-Feiern sinnvoll – aber ohne Kommunionspendung. Obwohl seit mehr als zwei Jahrzehnten so propagiert, scheint die Norm nicht recht zu greifen. In sehr vielen Pfarren ist die Wort-Gottes-Feier mit Kommunionspendung der Normalfall. Den Schwarzen Peter zwischen Verordnung und den Leuten hin- und herzuschieben bringt nicht weiter. Vielleicht steckt hinter dem Festhalten der Gläubigen an der Kommunionspendung ein untrügliches Gespür für die Kraft der Eucharistie und ihrer Symbole oder die Sorge, dass mit den weniger werdenden Messfeiern bald die ganze Pfarrgemeinde „wackelt“. Zuhören und miteinander reden sind gefragt.
Die Geschichte der Debatte
Ein Satz in der KirchenZeitung hat eine erregte Diskussion angestoßen. „Die Wort-Gottes-Feier sollte ohne Kommunionspendung gefeiert werden“, schrieb der Liturgiewissenschafter Liborius Lumma (KiZ vom 20. Juli). Auf diesen Artikel folgte ein Aufschrei. Der Tenor der Beiträge: „Bei uns in der Pfarre ist das anders und das soll so bleiben.“ Daraufhin hat die KiZ die seit 1994 verbindliche diözesane Rahmenordnung vorgestellt: „Im Regelfall findet die Feier ohne Kommunionspendung statt, im Ausnahmefall mit.“ Diese Vorschrift hat sich aber nicht wirklich durchgesetzt. Nun melden sich die Pfarrassistent/innen zu Wort. In rund 60 Pfarren der Diözese nehmen sie gemeinsam mit einem Pfarrmoderator Leitungsaufgaben wahr. In fast allen diesen Pfarren werden Wortgottesdienste gefeiert, meist mit Kommunionspendung verbunden. Franz Küllinger, Pfarrassistent in Wartberg ob der Aist, der Sprecher der Berufsgemeinschaft, begründet im Gespräch mit der KirchenZeitung diese Praxis.