Der Präsenzdienst waren die längsten Monate seines Lebens, meint KiZ-Redakteur Paul Stütz. Ein "Unter uns" über Seltsamkeiten im Bundesheer.
Ausgabe: 2017/34
22.08.2017 - Paul Stütz
Der Präsenzdienst waren die längsten Monate meines Lebens. Für mich fühlte es sich wie ein System der Unterdrückung an. Wer sich eine kleine Verfehlung leistete, konnte mit Wochenenddienst bestraft werden. Geschweige denn, dass man Probleme mit Vorgesetzten normal ansprechen hätte können. Dennoch waren meine Kameraden und ich froh, bei einer ganz humanen Einheit zu sein. Von anderen Rekruten hatten wir gehört, dass es bei Kompanien wie der Garde ziemlich arg sein sollte. Jener Garde, wo vor wenigen Wochen ein junger Mann nach einem sinnlosen Hitzemarsch starb. Diese sexualisierte, gewaltaufgeladene Sprache mit der die Ausbildner dort mit ihren Rekruten reden sollten, verstörte mich schon als junger Mann. Ich glaube, auch viele unserer Ausbildner hatten davon gehört und fanden das nicht gut.
Mit Aufklärung von Missständen tut sich ein System wie das Bundesheer schwer. Doch diese Verharmlosung von Problemen ist ein Zeichen von Schwäche in einem Militär, das eigentlich stark sein will. Die vielen Kompanien, wo im Großen und Ganzen alles passt, kommen unfairerweise ebenfalls in Verruf. Sie können sich bei den Generälen bedanken, die sich lieber selbst als Opfer einer Medienkampagne darstellen.