Ostergeschichte offenbart wichtige Rolle der Frauen
Frauen spielen in den Ostererzählungen der Evangelien eine prominente Rolle. Für die Grazer Bibelwissenschaftlerin Andrea Taschl-Erber ist das ein Zeichen ihrer generellen Bedeutung in der Jesus-Bewegung.
Es waren Frauen, die das leere Grab Jesu entdeckten und es war Maria aus Magdala, welcher der auferstandene Jesus zuerst erschien. Dass Frauen wichtige Trägerinnen der Jesusbewegung waren, zeigt sich laut Taschl-Erber in der Widerständigkeit einer solchen Überlieferung gegenüber den Normen einer Kultur, die Frauen gewöhnlich nicht in den Mittelpunkt stellte.
Autorität
Besonders ragt Maria aus Magdala hervor. Bereits ihr Name ist ungewöhnlich. Anders als in einer männlich beherrschten Gesellschaft üblich, beschreibt dieser nicht ihre Zugehörigkeit zu einem Mann, sondern ihren Herkunftsort. Sie ist die Maria, die aus Magdala stammt. „Offensichtlich hat sie diesen verlassen, um sich Jesus anzuschließen“, sagt Taschl-Erber. Neben Jesu Mutter ist Maria aus Magdala die einzige Frauengestalt, die in allen vier Evangelien namentlich erwähnt wird. Ihre Autorität sieht Taschl-Erber darin begründet, dass sie erste Zeugin und Verkünderin des Auferstandenen ist.
Jüngerin
In den kanonischen Evangelien werden Frauen zwar nie ausdrücklich als Jüngerinnen bezeichnet, sagt die Theologin. Die griechische Mehrzahl für den Begriff („mathetai“) schließe Frauen aber oft mit ein. Mit Blick auf die Kriterien für Jüngerschaft scheint die Zuschreibung des Titels auf Maria Magdalena berechtigt, schließlich erfülle sie diese, wie sich aus den Evangelien erschließen lasse. Beispiel dafür sei das Verlassen des bisherigen Lebens, um Jesus zu folgen.
Der Scheinwerfer, den die Passions- und Ostererzählungen auf die Rolle der Frauen richten, erklärt sich für Bibelwissenschaftlerin Taschl-Erber durch das Wegfallen der Männer, die angesichts des Kreuzes die Flucht ergriffen. Die Konzentration auf Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen von den Anfängen des Wirkens Jesu an dabei waren, wie das Lukas- und das Markusevangelium berichten. Die wenigen expliziten Notizen über Frauen stellten nur die „Spitze des Eisbergs“ von deren tatsächlicher Beteiligung in den frühchristlichen Gemeinden dar, sagt Taschl-Erber.