Für die Landesgartenschau rund um das Stift Kremsmünster wurde das Feigenhaus in den Originalzustand rückgebaut. Davor diente es über 60 Jahre als Wohnhaus. Zwei ehemalige Bewohner/innen erinnern sich an ihre Kindheit im Stiftsgarten.
Ausgabe: 2017/33
14.08.2017 - Brigitta Hasch
Das Feigenhaus wurde in den Jahren 1638 bis 1640, also lange vor der 100 Meter entfernten Sternwarte, als Orangerie erbaut und diente viele Jahre lang der Aufzucht und Kultivierung von Orangen-, Zitronen- und Feigenbäumen. Der zweigeschoßige Bau stand auf nur vier tragenden Säulen und hatte weder Dach noch Glasflächen. Im Winter wurde er mit Verschlägen und einem mobilen Dachstuhl dichtgemacht.
Umbau
Im Jahr 1950 wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus für Stiftsangestellte und deren Familien umgebaut. Im 1. Stock wohnten der Turnprofessor, der Schulwart und die Wirtsleute der Stiftsschank, im Erdgeschoß fanden Angestellte des Forstamtes ein Zuhause. Gerhard Winkler Ebner, damals ein Schulbub, erzählt, dass der nördliche Teil des Hauses nur teilweise ausgebaut war: „Hier waren keine Decken eingezogen und man konnte bis zum Dachstuhl hinaufsehen.“ Trotz der Einfachheit gab es fließendes Wasser und Wasserklosetts, natürlich am Gang und zur allgemeinen Nutzung. „Das Badezimmer wurde von allen Familien am Samstag Nachmittag benutzt. Meine Eltern waren als Erste eingeteilt und mussten immer einheizen. An kalten Wintertagen konnte es sein, dass zwar das Wasser warm war, aber an den Wänden kleine Eiskristalle glänzten“, erinnert er sich.
Wunderbare Umgebung
Auch Maximiliane Ruttmann weiß von damals zu berichten: „Wir saßen zu viert unterm Fliederbusch – unser Versteck. Der schöne barocke Brunnen war unser Badespaß. Die Kindheit hier war ein Traum!“ Als Teenager hatte der Wohnort Feigenhaus allerdings auch einen großen Nachteil: „Das gesamte Stiftsareal war von einer Mauer umgeben und damals wurden alle Tore um 22 Uhr geschlossen. Erst als ich hier in der Schule Lehrer war, bekam ich einen Schlüssel für das Sagtor“, lächelt Gerhard Winkler Ebner. «