Klöster und ihre Kunstsammlungen: Stift Kremsmünster
Vierteilige Reihe: „Was Mönche sammeln...“ –
Ausgabe: 2002/38, St. Florian, Kunst, Lactan, Ave Eva, Kremsmünster
17.09.2002 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Bild: Maria Lactans, 13. Jahrhundert: Die Statue ist das Glanzstück der laufenden Ausstellung „Ave Eva“. Klosterfunde wie diese sind selten, erklärt Pater Klaudius Wintz (im Bild rechts) vom Stift Kremsmünster.Klöster gelten seit jeher als Zentren von Kunst und Bildung. Wie aber geht man dort heute mit Kunst- und Kulturgütern um? Die Kirchenzeitung hat nachgefragt. „Was Mönche sammeln...“ ist der Titel der vierteiligen Reihe über Kunst in den Stiften Oberösterreichs.
Was Mönche sammeln
In einer vierteiligen Reihe stellt die KIZ Kunst in oö Stiften vor
Die jüngsten Kunstfunde in österreichischen Klöstern haben für Aufsehen gesorgt. Welchen Stellenwert hat Kunst und wer kümmert sich um die Exponate? Der KIZ-Lokalaugenschein beginnt im Stift Kremsmünster.
Ein Imitat eines alten Globuses schmückt den Tisch im Klosterladen des Stiftes Kremsmünster. Rundherum stehen zahlreiche Regale, übervoll mit Souvenirs, Weinen aus dem Stiftskeller und Büchern. Stift Kremsmünster erfüllt auch heute noch zahlreiche Aufgaben in der Region. Neben seiner Funktion als geistliches Zentrum und Bildungsort ist es Wirtschaftsfaktor, Anziehungspunkt für viele Touristen und Herberge bedeutsamer Kulturgüter.
Pater Klaudius Wintz ist Kustos in Kremsmünster. Seine Aufgabe ist die Pflege und Wartung der Kunstobjekte, deren Präsentation und die Sichtung des Depotbestandes. „Da kommen manchmal auch Überraschungen zu Tage", erzählt er und kommt gleich auf den Punkt. Gemeint ist eine Skultptur im Typus einer Maria lactans aus dem 13. Jahrhundert, die das Highlight der aktuellen Ausstellung „AVE EVA“ in den Räumen des Stiftes darstellt. (vgl. KIZ Nr. 17/2002) „Funde wie dieser sind jedoch eher selten. Im Bereich der Malerei ist unser Bestand sehr gut katalogisiert. Für die Skulpturen kann man das leider noch nicht so sagen.", sieht Pater Wintz noch viel Arbeit vor sich. Die Kunstbestände des Benediktinerklosters sind jedoch nicht nur auf Malerei und Skulptur beschränkt.
Vom Tassilokelch bis zum Möbelstück
Die Schatzkammer – mit dem Tassilo-Kelch als bekanntestem Stück –, wertvolle Buchdrucke und Buchmalereien, eine Grafiksammlung sowie ausgewählte Stücke aus dem Bereich Kunstgewerbe und Möbel aus verschiedensten Epochen machen die Bestände des Stiftes zu einer umfassenden Aufgabe. Pater Wintz: „Die Wartung wird dadurch nicht leichter. Aber ich kann in vielen Fragen auf meine Mitbrüder zählen, etwa in Fragen der Temperierung oder Konservierung. Durch die naturwissenschaftlichen Sammlungen haben wir hier ja Experten im Haus." Eine offizielle Sammeltätigkeit des Stiftes gibt es heute nicht mehr. Ausnahme bilden oft nur Stücke, die ihren „genius loci“ im Stift haben, bei denen man also eine ursprüngliche Verbindung zu Kremsmünster herstellen kann. „Natürlich kommen aber trotzdem gelegentlich auch neue Stücke in die Sammlung.“
Pater Klaudius Wintz ist einer von insgesamt drei Brüdern in Kremsmünster, die ab und zu für einen Neuzugang in der Sammlung sorgen. Dabei hat man sich hier für eine eher unübliche Variante entschieden. Kriterien für einen Neuankauf sind meist die persönlichen Vorlieben der Brüder. „Wir sammeln schon lange nicht mehr aus Repräsentationsgründen“, meint Pater Klaudius. So findet sich auch eher Zeitgenössisches in den privaten Räumen der Mönche.
Verena Konrad
Die Ausstellung „AVE EVA“ ist noch bis 31. Oktober 2002 täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.