Von angeblich geschwollenen Backen und anderen Erinnerungen
Ausgabe: 2002/20, Firmung, Bischof,
16.05.2002 - Maria Haunschmidt
Ein oft beschwerlicher Anreiseweg, reiches Katechismus-Wissen, die „Androhung“, das Handauflegen des Bischofs sei recht kräftig – vielfältig sind die Erinnerungen an die Firmung von früher.
Ältere Menschen haben viele schöne Firm-Erinnerungen. Sie zu befragen kann anregen, über die eigene Firmung nachzudenken und darüber, wie sich die Zeiten geändert haben.
Roswitha Burger, 55, Angestellte, Schwieberdingen: Eine überfüllte Kirche und ein freundlicher Bischof – das sind meine Erinnerungen an die Firmung 1956 im Linzer Dom im Alter von neun Jahren. Wir mussten vor der Firmung sehr viel aus dem Katechismus auswendig lernen und waren enttäuscht, dass wir dann nicht danach gefragt wurden – die Firmvorbereitung heute finde ich sinnvoller. Jemand drohte, dass man bei der Firmung eine geschwollene Backe bekommt, weil der Bischof einem einen Schlag gibt. Wir waren naiv genug, das zu glauben. Ich bekam eine Uhr zur Firmung, die ich dann 30 Jahre getragen habe. Mein Bruder wurde im Wiener Stephansdom gefirmt. Das war etwas ganz Besonderes.
Franz Schmutz, 77, Chefredakteur i. R., St. Nikola: Die Firmung gehörte einfach zum Lebensabschnitt: Die Vorbereitung war eingebettet in ein praktizierendes Elternhaus und in den schulischen Religionsunterricht. Bei Pfarrer Schopper ministrierte ich gerne, die schöne Feier der Erstkommunion in einer vertrauten Welt bestimmte auch die Erwartungen vor der Firmung. Gefirmt wurde ich von Bischof Johannes Maria Gföllner in Grein. Das Gedränge um den Bischof im Altarraum verwirrte mich: Als Ministrant hätte ich mich nicht zurechtgefunden. Zudem war der Tag sehr heiß, der Stehplatz am Seitenaltar und das fehlende Mittun ließen mich allmählich das Ende der Feier abwarten. Wie empfand wohl der Pate, mein Cousin, als Arbeiter im Jahr 1935 diese himmlisch abgehobene, barocke Festlichkeit? Ich weiß es nicht. Müde, aber mit dem Bewusstsein, jetzt ein Gefirmter zu sein, kam ich nach Hause.
Firmung im Ersten Weltkrieg
Aloisia Schaller, 94, Gallneukirchen: Bei den Schulschwestern in Ried/Innkreis genoss ich eine gute Firmvorbereitung. Eine respektable Bäuerin aus Mehrnbach ließ mich 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, firmen. Wir fuhren mit einem Pferdegespann zur Kirche. Obwohl es 85 Jahre her ist, erinnere ich mich, dass wir bei der Firmung in Reih und Glied aufgestellt waren. Ich trug ein von der Mutter geschneidertes beiges Voile-Kleid, einen Kranz im Haar und viel zu kleine drückende Schuhe, die wir geschenkt bekommen hatten. Als Festessen gab es Nudelsuppe mit Würstel und als Geschenke einen Rosenkranz und ein Gebetbuch. Meine Patin warf auch später ein Auge auf meine Erziehung. Man besuchte sich auch gegenseitig, z. B. zu Ostern.
Zur Sache:
Firm-Reform – II. Vatikanum
– Die Firmung sollte wieder eine Feier der Gemeinde werden, bei der nicht nur Firmlinge und Paten, sondern auch die Ortsgemeinde mitfeiert. Damit verbunden ist die Tendenz: von den Großfirmungen zu den Pfarrfirmungen.
– Die Feier der Firmung im Rahmen einer Eucharistiefeier enthält die Elemente: Taufbekenntnis, Gebet und Ausbreitung der Hände über den Firmkandidat/innen, Chrisamsalbung, Fürbitten. Der ziemlich unverständliche Backenstreich entfällt. Er war im Hochmittelalter in das Firmritual eingefügt worden, ist aber hinsichtlich seiner Herkunft und seiner Bedeutung immer fragwürdig geblieben.
– Die heutige Firmvorbereitung versucht dem Geschenk des Hl. Geistes im Leben der Kinder und Jugendlichen auf die Spur zu kommen.
– Das Firmalter wurde von der Bischofskonferenz auf mindestens zwölf Jahre hinaufgesetzt, ab diesem Alter ist es ortsweise und manchmal auch je nach Diözese verschieden hoch.
Mag. Monika Heilmann, Referentin für Kinderpastoral und Mag. Hans Stockhammer, Liturgiereferent der Diözese Linz