Die Weihe von Alfred Ortner zum Ständigen Diakon fällt aus der Reihe der Diakonenweihen der letzten Zeit heraus. Der nun katholische Amtsträger ist mit einer evangelischen Frau verheiratet.
Ausgabe: 2017/32
08.08.2017 - Josef Wallner
Alfred und Ulrike Ortner sitzen am Esstisch ihres Einfamilienhauses in Finklham (Pfarre Wallern) und schauen beim Fenster hinaus. „Von den nächsten zehn bis zwölf Häusern, die Sie da sehen, sind sieben Nachbarn, die wie wir in einer konfessionsverbindenden Ehe leben.“ Die beiden sprechen bewusst nicht von konfessionsverschiedener Ehe, wenn die Partner nicht derselben Kirche angehören. „Für uns hier ist konfessionsverbindend nichts Besonderes, sondern gelebter Alltag“, betonen die beiden.
Konfessionsverbindende Ehe
Lebt man nicht in einem konfessionell so gemischten Gebiet wie in Wallern, sieht die Sache anders aus: Da ist es durchaus bemerkenswert, dass ein katholischer Diakon eine evangelische Ehefrau hat. Vor mehr als 30 Jahren, als sich die beiden kennengelernt haben, war es auch in Wallern Gesprächsthema, dass sich ein katholischer Pfarrgemeinderat und eine evangelische Gemeindevertreterin ineinander verliebt haben. Aber diese Zeiten sind vorbei. Von Anfang an sind sie miteinander in die Gottesdienste beider Kirchen gegangen, die zwei inzwischen erwachsenen Söhne sind katholisch getauft, haben aber ebenfalls beide Kirchen mit ihren Eigenheiten kennengelernt. Alfred Ortner war zehn Jahre lang Obmann des Pfarrgemeinderates von Wallern, in Folge seiner Weihe zum Diakon im März 2017 hat er diese Aufgabe zurückgelegt. „Die Leute haben mich ermutigt, mich für das Amt ausbilden zu lassen, und jetzt, möchte ich nach und nach hineinwachsen“, betont der 59-jährige Ortner. Pfarrer Gerhard Schwarz, der am 29. August seinen 75. Geburtstag feiert, unterstreicht das: „Wir sind froh, dass wir ihn haben. Der genaue Aufgabenbereich wird sich zeigen. Denn als Bankstellenleiter ist er beruflich natürlich sehr eingespannt.“ Schon von klein auf hat Ortner die Frage nach Gott beschäftigt. Ein Satz, auf den er als Volksschüler in der Kinderbibel gestoßen ist, begleitet ihn bis heute: „Ich bin bei euch alle Tage.“ „Das gibt mir Halt, Trost und Zuversicht.“ Seine Frau Ulrike stimmt ihm zu: „Wir dürfen dankbar sein, dass uns wer trägt.“
Ökumenische Beziehungspflege
Obwohl das Verhältnis zwischen katholischer und evangelischer Pfarre in Wallern ausgezeichnet und selbstverständlich ökumenisch ist, darf man trotzdem die Pflege der Beziehung nicht vernachlässigen, ist sich Ortner bewusst: Es gibt gemeinsame Gottesdienste und die ökumenischen Maiandachten kommen sehr gut an. Im Jahr 2010, als im Schloss Parz die Landesausstellung „Renaissance und Reformation“ stattfand, hat Ortner mit zwei evangelischen Lektoren ein ambitioniertes ökumenisches Projekt durchgeführt. In drei Tagen, von Freitag bis Sonntag, jeweils von 9 bis 22 Uhr, wurde in der evangelischen und katholischen Kirche das gesamte Neue Testament vorgelesen. Insgesamt 78 Lektor/innen haben sich daran beteiligt. „Es waren nie weniger als 15 bis 20 Leute als Zuhörer in der Kirche“, erzählt Ortner. Einmal haben sie noch mit den fünf Büchern Mose und den Psalmen das Projekt wiederholt. Entscheidend für die Ökumene sind für Alfred Ortner nicht so sehr einzelne Veranstaltungen, sondern der Geist des Miteinander: „Die Botschaft Jesu ist unglaublich. Es ist toll, was wir verkünden dürfen. Wir versuchen aus dem Glauben an ihn heraus unseren Alltag zu gestalten.“ «