Vergiss die Jacke nicht. Am Abend kann es schon kühl werden. Der Ratschlag mag nicht nur als Vorsichtsmaßnahme für leibliches Wohlbehagen dienen. Manchmal wäre so eine Jacke auch für das seelische Empfinden recht hilfreich. Menschen neigen dazu – die einen mehr, andere weniger – für Unbekömmlichkeiten jeder Art nach Verantwortlichen zu suchen. Jedes Abweichen vom erwarteten Alltagszustand bringt sie aus der Fassung. Irgendjemand ist schuld daran, dass es mir nicht gutgeht! Man hätte gewissermaßen den Anspruch darauf, dass um alles gesorgt ist. Das wird einem ja auch rundherum versprochen: Wir sorgen für dich, wir versichern dich. Du brauchst es dir nur noch gutgehen lassen.
Doch wo alle nur Nutznießer einer guten Versorgung sein wollen, geraten die Sorgenden aus dem Blick. Da werden Menschen nur mehr als Personal wahrgenommen und nicht als Persönlichkeiten. Der Gast wähnt sich nur noch als König, der seine Ansprüche stellt und auf Erfüllung wartet.
Vielleicht sollte man etwas weniger an seine Ansprüche denken, und dafür mehr Zuspruch pflegen. Ich erwarte nicht, dass die gesamte Umgebungstemperatur auf meine Bedürfnisse abgestimmt wird, oder dass die „restliche“ Menschheit nur für mein Wohlbehagen da ist. Ich ziehe sie einach an – die Jacke der Selbstverantwortung. Dann hält man es aus, auch an kühleren Tagen.