Ein Park in der Stadt steigert das Lebensgefühl. Er ist aber nicht nur ein Platz zum Spielen und Ausruhen. Ein Park wirkt sich auf Klima und Grundwasser aus. Hilde Ottenschläger ist mit „ihrem“ Park aufgewachsen. Deshalb kämpft sie jetzt um ihn.
Ausgabe: 2017/31
01.08.2017 - Christine Grüll
In den Bäumen rauscht der Wind. Angenehm kühl ist es unter den hohen Wipfeln. Linden, Birken und eine prächtige Kiefer spenden Schatten, auf Sitzbänken und Spielplatz. Wie eine Oase liegt der Andreas-Hofer-Park mitten in Linz. An manchen Tagen wimmelt es hier nur so vor Kindern, sagt Hilde Ottenschläger. Seit über sechzig Jahren lebt sie neben dem Park. Die Kinder kommen aus den Schulen und dem Kindergarten in der Nähe. Im Winter rodeln sie und bauen Schneemänner. Im Sommer ziehen sie mit Rollern ihre Kreise, spielen Fangen und Verstecken. Das war früher nicht anders, erzählt Hilde Ottenschläger: „Ich wollte manchmal nicht in den Kindergarten gehen, weil es im Park so schön war.“ Sie ist mit ihm aufgewachsen, so wie ihre Tochter und jetzt die Enkelkinder. Als Frau Ottenschlägers Mutter nicht mehr gut gehen konnte, sind sie im Park in der Sonne gesessen. Manche verbringen hier ihre Mittagspause. Tagein, tagaus wird gespielt, gesessen und geredet, von Menschen verschiedener Nationen. Die Beschaulichkeit soll aber bald ein Ende haben. Denn ein Baukonzern und die Stadt Linz planen eine Tiefgarage unter dem Park. Ein Dutzend der alten Bäumen muss gefällt werden. Der Park wird aufgegraben, Zu- und Ausfahrt werden gebaut, die Garage betoniert. Darüber kommt wieder eine dünne Schicht Erde. Neue Bäume werden gepflanzt. Alles halb so wild, lauten die Beschwichtigungen. Hilde Ottenschläger weiß aber, dass sich sehr viel verändern wird. Deshalb ist sie bei einer Bürgerinitiative, die sich gegen die Tiefgarage wehrt.
Wie in den 1970er Jahren
„Die Garage wäre sicher schon an der Öffentlichkeit vorbei gebaut worden, wenn wir nicht so aktiv wären“, sagt Lukas Kronsteiner von der Bürgerinitiative. Er erzählt, dass sie nur durch Zufall von dem Bauprojekt erfahren haben. Anschließende Gespräche mit der Baufirma und mit Stadtpolitikern haben ergeben: Die Garage wird in erster Linie für die Mitarbeiter/innen der Baufirma gebaut. Ein Drittel der 90 Stellplätze wird kostenpflichtig an andere vergeben. Es gibt aber keinen offensichtlichen Mangel an Parkplätzen, sagen Hilde Ottenschläger und Lukas Kronsteiner. Die Parkgarage wird mehr Verkehr in das Stadtviertel bringen. Die ein- und ausfahrenden Autos machen Lärm und erhöhen die Unfallgefahr für die spielenden Kinder. „Das Konzept, mehr Autos in die innere Stadt zu holen, erinnert an die 1970er Jahre“, meint Lukas Kronsteiner. Auf eine Frage haben sie noch keine Antwort erhalten: Warum bekommt ein Baukonzern das Recht, eine Garage auf einem öffentlichen Grundstück zu bauen?
Grundwasser und Klimaerwärmung
Parkanlagen nützen nicht nur jenen, die daneben wohnen. Das gesamte Stadtgebiet profitiert davon. Wächst die Bevölkerung, braucht die Stadt mehr Sportanlagen und Parks. Da ist es gut, wenn im dicht verbauten Gebiet Grünanlagen bereits vorhanden sind. Unversiegelte, also unbebaute Flächen beeinflussen die Menge und die Qualität des Grundwassers. Unversiegelte Flächen nehmen Regenwasser auf. Je weniger sie werden, desto schwieriger wird es, neues Grundwasser zu gewinnen. Ein dritter Punkt ist der Klimawandel. Grünflächen verringern die städtische Erwärmung. Größere Parkanlagen wirken sich dabei positiv auf ganze Stadtteile aus. All das sollte eine längerfristige Stadtplanung berücksichtigen. Dazu gehört auch der Verkehr. Die Stadt Wien zum Beispiel will bis 2030 den ruhenden Verkehr wie parkende Autos verringern und den öffentlichen Verkehr stärker fördern. Um den ist es rund um den Andreas-Hofer-Park gut bestellt, meint Lukas Kronsteiner: „Er liegt zwei Minuten von der nächsten Straßenbahnhaltestelle entfernt und der Bahnhof ist in der Nähe.“
Sonnensegel statt Bäume
Auch in Braunau versuchen zwei Vereine, ein geplantes Parkhaus im Stadtpark zu verhindern. Bäume stehen oft im Mittelpunkt, wenn es um Bauprojekte geht. Im Andreas-Hofer-Park sollen nach dem Bau der Tiefgarage neue Bäume gepflanzt werden. Ein stadtinternes Gutachten stellt fest, dass auf der dünnen Erdschicht kein Baum wachsen kann. Der natürliche Schatten wird wegfallen. „Dann bekommt der Spielplatz wohl Sonnensegel“, sagt Hilde Ottenschläger mit einem Schaudern und zeigt auf die hohe Kiefer, an deren Stamm ein Trauerflor befestigt ist. Darauf steht: „Ich bin nicht zu ersetzen!“ «
„Wenn ich höre, dass für eine Tiefgarage mit 90 Stellplätzen in Linz Bäume gefällt und Parks zerstört werden, dann ist das ein Wahnsinn.“ Hans-Jürgen Buchner, Kopf der bayrischen Band „Haindling“, im Rahmen seines Konzerts im Juli am Linzer Domplatz.