Die Gemeinde kommt in die Mitte. Mehr Licht, ein goldenes Strahlen: Das bringt die Neugestaltung in der Pfarrkirche Bad Ischl. Dafür konnte die international anerkannte Künstlerin Inge Dick gewonnen werden.
Ausgabe: 2017/31
01.08.2017 - Elisabeth Leitner
Ankunft in Bad Ischl. Zwischen Touristen und Einheimischen gilt es, den Weg zur Kirche „St. Nikolaus“ zu finden. Vor dem Lehar-Filmtheater links, einige Meter geradeaus und dann rechts hinauf. Pfarrer Christian Öhler steht am Straßenrand und winkt. Nach einer kurzen Begrüßung steht die Besichtigung der Kirche an: eine Kirche im klassizistischen Baustil in vielen Braun- und Goldtönen gehalten, mit Fresken, Heiligenfiguren und Gemälden prächtig ausgestaltet.
Die Gemeinde in der Mitte
Architekt Christian Neureiter, von Anfang an in die Umbauarbeiten eingebunden, steht beim Eingangsportal und erzählt: „Die grundlegende Frage für uns war: Wie will man hier Liturgie feiern? Erst danach stellte sich die Frage der ästhetischen Umsetzung. Uns ging es darum, in diesem längsgerichteten Raum für die Gemeinde eine Mitte herzustellen: Altarraum und Eingangsbereich sind die zwei Brennpunkte, in der Mitte feiert die Gemeinde“, erklärt Neureiter. Nach der seit 50 Jahren bestehenden provisorischen Lösung für die liturgischen Orte soll nun im Zuge der Neugestaltung mehr Licht in den Raum kommen und eine bessere Feierqualität möglich werden. Die Gestaltung wird sich in den Raum einfügen. Das bereits im Umbau befindliche Eingangsportal zur Kirche lässt schon jetzt viel Licht in den Raum. Hier kann man erahnen, wie sich der Charakter der Kirche verändern wird: „Dort steht nun der Taufstein mit der Osterkerze, dort wird auch der Raum für Verabschiedungen sein. Der Taufstein wird fließendes Wasser haben – und dahinter ist das Goldene Tor“, beschreibt Pfarrer Öhler den Eingangsbereich. Das Goldene Tor sei auch ein Verweis auf Jerusalem und die biblische Überlieferung, so Öhler: „Jesus kommt am Ende der Zeiten durch das Goldene Tor, dann werden alle mit ihm auferstehen.“ Das passt zur Intention der Kirche meint Öhler: „Diese Pfarrkirche ist eine österliche Kirche.“
Gold
Das Edelmetall wird sich in den neuen künstlerisch gestalteten Orten im Altarbereich wiederfinden: Altar, Ambo, Priestersitz. Die Idee dazu kam von Inge Dick. Die international erfolgreiche Künstlerin konnte für die Gestaltung gewonnen werden. Sie sah sich die Kirche an und machte einen Entwurf, er trägt den Titel „Lichtung“. Dieser wird nun Schritt für Schritt umgesetzt. Im Atelier des Steinmetzes, der für die Dauer der Arbeiten eine große Halle zur Verfügung stellt, warten Inge Dick und Hilde Maier schon auf den Besuch. Genau 13.471 Goldblättchen in unendlich vielen Nuancierungen werden seit Wochen von der Vergoldemeisterin Hilde Maier in stundenlanger Kleinarbeit aufgetragen. Die beiden Frauen arbeiten hier seit Juni täglich bis zu zehn Stunden. „Das Gold kommt mit der Post“, erzählt Maier und schmunzelt. In der Hand hält sie eine kleine Schachtel mit Goldblättchen. „Die Goldblättchen sind ganz unterschiedlich. So wie das Leben auch“, meint die Künstlerin. Inge Dick schätzt diese Arbeit sehr: „Es ist sehr kontemplativ. Ich sitze davor und habe das Gefühl, es strahlt von innen her. Man ist glücklich dabei“, erzählt sie. Das Unsichtbare sichtbar machen, dem eine Gestalt zu geben, ist schon immer ein Motor ihrer künstlerischen Arbeit gewesen. Das Arbeiten mit Gold kommt jetzt für die 76-jährige Künstlerin neu dazu. Der Einsatz von Gold sorgte teilweise für Kritik in der Pfarre. Ist Gold nicht zu prunkvoll? Inge Dick und Christian Öhler sagen darauf: „Gold steht für das Göttliche. Es macht die Fenster auf für eine andere Dimension.“ Zahlreiche Kirchen oder Tempel im Ausland leuchten in Gold. Die goldenen Flächen durchbrechen das Irdische, Erdige. Verwendet wird für die Kirche in Bad Ischl recyceltes Gold. Aufgetragen werden die Blättchen auf Eschenholz, einem sterbenden Baum. Und was die Kosten betrifft? Dazu meint Inge Dick: „Stein wäre viel teurer gewesen.“
Sanierung
Zur Neugestaltung des Innenraums kommen die längst fälligen Erneuerungen der technischen Einrichtungen: Strom, Heizung und Tonanlage. Schäden an Böden und Fresken, Risse in den Mauern müssen ausgebessert, Fenster, Seitenaltäre, Mosaike und die historischen Kaiserstühle sollen restauriert werden. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen 990.000 Euro. Nach der Kaisermesse am 18. August beginnt die zweite Etappe der Umbauarbeiten. Am 17. Dezember ist die Altarweihe mit Bischof Manfred Scheuer geplant.