Manchmal ist es bloß Kalk. Trägt man ihn ab, tragen Fresken zutage. Leuchtend schön. Es gab eine Zeit, da hatte man keinen Sinn für diese Bilder. „Vertaubt“ muteten sie an. Von gestern eben. Ohne Wert. Doch was man einmal für verstaubt hielt, gilt später als besonders kostbar. Museen und Antiquitätengeschäfte zeugen von dieser neuen Wertschätzung. Wie sensationell, wenn gar eine vergessene Stadt, das Zeugnis einer ganzen Kultur aus der Erde freigelegt wird. Schicht um Schicht hatte sich der Staub der Erde darübergelegt. Freigelegt wird diese „Geschichte“ zur Geschichte. Interessant. Erstaunlich. Und lehrreich. Liegt es an den Dingen, dass man sie für verstaubt, eben nicht zeitgemäß hält, oder am Menschen, der mit seiner Gegenwart schlecht umgehen kann und ihr so schnell seine Wertschätzung entzieht? Es geht auch um Methoden, Lebensweisen, die man recht schnell als „verstaubt“ ins Vergessen rückt. Die Mundart ist hier deutlich: „Verstauben“ meint dort: aus dem Gesichtsfeld verbannen. Weg mit euch! Es gab wohl keine Zeit, die einerseits so gegenwartsbegierig war und trotzdem dem Gegenwärtigen so wenig Bedeutung zumaß wie heute. Die neuesten Errungenschaften sind morgen schon von gestern. Wird es ein Kopfschütteln oder ein Staunen sein, wenn Archäologen einmal die Spuren unserer Gegenwart aus den Staubschichten holen?