Ausgabe: 1999/49, Sanftmütigkeit, Gefährt, Weißel, Maria Empfängnis
07.12.1999 - Matthäus Fellinger
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ So hat Georg Weißel 1623 den Text eines sehr bekannten Adventliedes gedichtet. „Sanftmütigkeit ist sein Gefährt“, heißt es in einem Vers. Und: „Sein Zepter ist Barmherzigkeit.“
Ein Jahr älter ist „O Heiland, reiß die Himmel auf“, gedichtet von Friedrich Spee. In Europa tobte in jenen Jahren der 30-jährige Krieg, der einem Drittel der Bevölkerung das Leben kostete.
Es scheint, als brächte die selbstverständliche Routine der Lebensgestaltung heute eine größere Gefährdung der Hoffnung, als es die damals erlebte Bedrohung war. Mit der Sicherheit, in der Menschen leben, wächst –so scheint es – auch ihre Unzufriedenheit.
Der 8. Dezember ist weitgehend dem Geschäftsstreben mit seinen erhofften Umsätzen zum Opfer gefallen. Dabei haben Menschen heute ein größeres Umsatz-Problem: Wie sie ihr Leben entfalten und umsetzen können, sodass es Sinn gewinnt.
Die Kirche feiert Maria am 8. Dezember. Sie steht für jene „Sanftmütigkeit“ zu Gunsten des Lebens, von der das Adventlied singt. Auch da geht es um Umsatz: Das Umsetzen der Wirklichkeit Gottes in das Leben von heute nämlich. Ein solches Programm birgt größere Zukunftschancen, als sie der viel gepriesene Markt, der zwar nicht mit Zeptern, aber mit raffinierteren Strategien über Menschen hinwegfährt, bieten kann.