Frisches Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, das macht Freude. Im Kongo sichert es das Überleben. Doch ausgelaugtes Saatgut, kleine Felder und Monokulturen bringen den Bauern und Bäuerinnen wenig Erträge. Peter Lukenga arbeitet hart, um das zu ändern. Die Caritas OÖ hilft ihm dabei.
Ausgabe: 2017/30
25.07.2017 - Christine Grüll
Peter Lukenga hat in jedem Dorf ein Bett. Zumindest in jenen, die er als Caritas-Mitarbeiter besucht. Die Autofahrten über kongolesische Straßen dauern lange. Da zahlt sich ein kurzer Besuch nicht aus. Außerdem hat er mit den Menschen in den Dörfern viel zu besprechen. Er will sie vor Hunger und Armut bewahren. Nichts weniger. Dafür bekommt er Spendengelder von der Caritas Oberösterreich. Doch es liegt an Peter Lukengas Einfallsreichtum und Energie, dass aus der gezielten Spendensaat auch eine reiche Ernte wird.
Bohnen, Ziegen, Obstbäume
„Ich muss mir immer eine Lösung einfallen lassen“, sagt Peter Lukenga bei einem Besuch in Linz. Er ist Projekt-Koordinator bei der Caritas Matadi im äußersten Westen der Demokratischen Republik Kongo. Mit Leidenschaft erzählt er vom Landwirtschaftsprojekt in 45 Dörfern. Von den Kleinbäuerinnen und -bauern, die er so gut kennt. Sie werden in neuen Anbaumethoden geschult, bekommen verbessertes ökologisches Saatgut und Werkzeuge und lernen, den Naturdünger von Pflanze und Tier zu verwenden. 6000 Menschen profitieren davon. Vorher haben sie oft nur eine Pflanze angebaut. Das hat zur Unterernährung beigetragen. Jetzt bauen sie Soja an und Mais, Bohnen, Reis und Maniok, um sich ausgewogen ernähren zu können. Durch den Verkauf der Produkte haben sie ein bescheidenes Einkommen. Zusätzlich werden zweihundert Familien in der Tierzucht unterrichtet. Ein anderes Thema ist die Aufforstung. Der Klimawandel macht sich bemerkbar, die Regenzeiten verschieben sich. Deshalb werden Obstbäume gepflanzt und Bäume, die nach ein paar Jahren gefällt werden können. Für Holz zum Bauen und zum Heizen. All diese Ideen sind nicht vom Himmel gefallen. Peter Lukenga und sein Team haben die Menschen in den Dörfern gefragt, was sie notwendig brauchen. Die Umsetzung verlangt viel Gespür. Das Land gehört offiziell der Regierung, inoffiziell aber den traditionellen „Chefs“. Damit eine Familie aus der Armut herauskommt, braucht sie größere Felder. Die sollten die Chefs ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen. Peter Lukenga zählt ihnen dann die Vorteile auf. Meist sind auch Verwandte der Chefs unter den Bedürftigen. ‚Das hilft also auch deiner Familie‘, sagt Peter Lukenga und ist damit erfolgreich. Das weiß auch Andrea Fellner von der Caritas OÖ: „Peter ist sehr überzeugend. Er sagt, was er meint und er ist mit seinem ganzen Herzen dabei.“ Das zeigt sich besonders, als Peter Lukenga von einer Witwe erzählt.
Madame Madeleine und Mikrokredite
„Madame Madeleine war im Dorf nicht respektiert. Sie hatte nichts“, sagt Peter Lukenga. Jetzt aber baut Madeleine Lukau verschiedene Arten von Gemüse an. Sie erntet das ganze Jahr über, hat ausreichend zu essen und für den Verkauf. Sie kann das Schulgeld für ihre vier Kinder bezahlen und hat sogar genug erwirtschaftet, um sich ein Solarpaneel für ihre Hütte zu kaufen. Geld erwirtschaften und anderen borgen, das ist auch der Sinn der Mikrokredite. Durch die Caritas lernt jede Dorfgemeinschaft, Geld anzusparen und als Kredit an die Mitglieder weiterzugeben. Damit lässt sich zum Beispiel ein Fahrzeug mieten, um die Produkte zum Markt zu bringen. „Das Geld wird von der Gemeinschaft vergeben. Durch die gegenseitige soziale Kontrolle ist die Motivation groß, es zurückzuzahlen“, meint Peter Lukenga. Das Kreditgeschäft ermöglicht der Gemeinschaft, zu investieren. So wie in Mbanza-Buende. 40 Kilometer sind es zu Fuß bis zum nächsten Krankenhaus. Nun will das Dorf ein eigenes Gesundheitszentrum bauen. Peter Lukenga freut sich sehr über dieses Projekt: „Das hat Nachhaltigkeit, auch wenn das Caritas-Projekt einmal abgeschlossen ist.“ Die Ziegel sind jedenfalls schon gebrannt. «
KiZ-Leser/innen-Aktion
„Zukunft ohne Hunger“
Das Caritas-Programm „Zukunft ohne Hunger“ soll die Ernährung der Menschen in Afrika sichern. Im vergangenen Jahr haben die Leserinnen und Leser der KirchenZeitung mit ihren Spenden Bauernfamilien in der Demokratischen Republik Kongo geholfen. Knapp 1.500 Hilfspakete mit Werkzeug und Saatgut konnte die Caritas im Rahmen ihres Landwirtschaftsprojekts finanzieren. „Dadurch haben die Leserinnen und Leser grüne Äcker und reiche Ernten – die ich bei meinem letzten Projektbesuch in der Region Luozi gesehen habe – ermöglicht“, sagt die Projektverantwortliche Andrea Fellner von der Caritas OÖ. Das Landwirtschaftsprojekt soll die Ernährung von armen und kinderreichen Familien, besonders von alleinerziehenden Frauen, in Dörfern in der westlich gelegenen Region sichern. Es umfasst nachhaltigen Obst- und Gemüseanbau und Tierzucht, Bildung für Frauen, Jugendliche und Kinder, die Gründung und Unterstützung von Kleinbäuer/innen-Organisationen und Dorfentwicklungsausschüssen. Begleitmaßnahmen sind u.a. Alphabetisierungskurse für Frauen sowie die Ausbildung in Schneiderei und für junge Männer in der Schmiede.
Die Caritas OÖ und die KirchenZeitung bitten um Spenden für die Anlage von Obst- und Gemüsegärten für 600 Familien (ca. 3.600 Personen). Dafür sind mindestens 21.000 Euro nötig. Spendenmöglichkeit unter www.caritas-linz.at