Es braucht Mut, im Urlaub und auch zu anderen Zeiten alleine zu sein. Denn in der heutigen vernetzten Gesellschaft gilt es als ungewöhnlich, nicht ständig mit anderen zu kommunizieren. Ein Unter uns von Sarah Parnreiter.
Meinen Sommerurlaub habe ich heuer alleine verbracht. Als ich in meinem Freundeskreis von diesen Plänen erzählte, waren die Reaktionen gemischt. „Wird das nicht langweilig und einsam?“, fragten viele. An Gesprächspartnern mangelte es mir jedenfalls nie. Die Dänen zeigten sich überraschend gesprächig, bei fast jeder Zugfahrt fand sich jemand zum Plaudern. Ein Mann berichtete mir von der Zeit, die er in Australien auf Schaffarmen verbracht hatte, und eine 90-jährige Dame konnte zu jedem Ort, in dem der Zug hielt, eine Anekdote aus ihrer Kindheit erzählen. Aber auch sonst genoss ich es, Zeit für mich alleine zu haben, zu entspannen und bezüglich der Tagesplanung keine Kompromisse eingehen zu müssen. Niemand musste warten, während ich ein und dasselbe Motiv aus vielen verschiedenen Blickwinkeln fotografierte und niemand beschwerte sich, dass ich trotz des kalten Windes noch am Strand spazieren ging. In der heutigen vernetzten Gesellschaft gilt es als ungewöhnlich, nicht ständig mit anderen zu kommunizieren und alle auf dem Laufenden zu halten. Aber vielleicht ist es gerade das, was man braucht, um wirklich abschalten zu können: Mut, hin und wieder für sich alleine zu sein.