Jeden Samstag, 12 Uhr mittags. In ganz Österreich ist Sirenenprobe. Kaum jemand erschrickt. Am Freitag, 28. Juli 2017 sind es nicht Sirenen, sondern Glocken, die Alarm schlagen. Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/30
25.07.2017 - Matthäus Fellinger
„Ach, es ist schon Mittag“, sagt einem die Probe. Zu jeder anderen Zeit, dann, wenn es wirklich ernst ist, da fährt einem dieses Anschwellen und allmähliche Abklingen des Signals unter die Haut. Es ist etwas passiert. Menschen sind in Gefahr. Wie gut, dass man weiß: Jemand unterbricht jetzt die Routine seines Alltags, lässt alles liegen und stehen und fährt hin. Oft sind es gar nicht mehr die Sirenen. Der „stille Alarm“ erreicht nur jene, die wirklich helfen können. Ansonsten erschrickt keiner mehr. Seit Monaten schon hört und liest man die Berichte aus Afrika – von der Dürre, vom Hunger. Man hat sich daran fast so gewöhnt wie an die Sirenenprobe am Samstag.
An diesem Freitag Nachmittag sind es nicht Sirenen, sondern Glocken, die Alarm schlagen. Menschen sterben, und es ist keine Probe. Das Sterben Jesu und das Sterben in Afrika. Daran sollen die Glocken erinnern. Niemand soll sterben müssen, vor allem dann nicht, wenn etwas getan werden kann. Alarm und Stille zugleich. Innehalten und aufbrechen. Das Zeichen gilt nicht nur speziell ausgebildeten Leuten. Jede und jeder ist hier Feuerwehr. Es gibt Nöte, die nur in einer großen Gemeinsamkeit gelöst werden können – mit allen Kräften.