Journalist(inn)en, die die Wahrheit verbreiten, leben gefährlich
Ausgabe: 1998/50, Pressefreiheit
09.12.1998 - Martin Kranzl-Greinecker
In Wien wurde Ende November die Österreich-Sektion der „Reporter ohne Grenzen“ gegründet.* Seit 1987 wurden 600 Journalisten weltweit wegen ihres Berufes getötet, 26 davon im letzten Jahr. Weltweit befinden sich ständig mehr als 100 Medienschaffende wegen ihrer Meinung im Gefängnis. Immer wieder wird von Folter und Zensur berichtet. Die internationale Organisation „Reporter ohne Grenzen“ mit Sitz in Paris setzt sich für Journalisten ein, die vom Staat, von religiösen oder politischen Gruppen oder von organisierten Kriminellen bedroht werden. * Internet: www.rog.atGerade um den „50. Geburtstag der Menschenrechte“ am 10. 12. 98 ist es wichtig, auf die Pressefreiheit als Menschenrecht hinzuweisen. Der stv. UNESCO-Generaldirektor betonte letzte Woche bei einem feierlichen Akt in Wien, wie bedroht die Meinungsfreiheit ist. Was das ganz konkret heißt, zeigt der Fall von Simon Inou, über den er vor kurzem beim Fest „10 Jahre Jugendseite“ in Zell/Pram erzählte:Simon Inou studierte in seiner Heimat Kamerun. Daneben arbeitete er für die Jugendzeitung von „Le Messager“ in Douala. Weil er über die miesen Zustände an Schulen und Unis schrieb, bekam er Probleme mit der Polizei und wurde aus der Uni gefeuert. Auch Simons Chefredakteur, Pius Njawé, saß lange im Gefängnis und schrieb bis zu seiner überraschenden Freilassung im Oktober 1998 in der Zelle. Simon selbst verließ anläßlich einer Tagung in Graz 1995 sein Land und lebt seither in Österreich, wo er politisches Asyl erhielt. Hier studiert er und arbeitet als Journalist. Sein Appell: „Ihr dürft nie die Pressefreiheit in Eurem Land geringschätzen!“Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und Meinungsäußerung sowie die Freiheit, über Medien jeder Art Informationen und Gedanken grenzenlos zu suchen, empfangen oder zu verbreiten. Menschenrechte, Artikel 19