Hart, mit allen Wassern gewaschen und keineswegs zimperlich, wenns um Geschäft geht. So sollen sie sein, die Politiker. Die österreichische Geschichtsschreibung schreibt es beispielsweise der Trinkfestigkeit eines der Pioniere der Zweiten Republik zu, daß Österreich seine Selbständigkeit wiedererlangt hat und man schmunzelt über diesen typischen Österreicher Figl. Die Alkoholexzesse des russischen Präsidenten Boris Jelzin während eines Deutschlandbesuchs haben auch nichts daran geändert, daß man eben diesen für den Garanten der Stabilität hielt.Jetzt hat es den amerikanischen Präsidenten erwischt. Nicht mit Alkohol, aber mit Sex. Kein westeuropäisches Staatsoberhaupt würde mit einer solchen „Geschichte“ am Hals noch länger im Amt bleiben können. Nicht weniger beschämend als das Verhalten des Präsidenten ist die Art und Weise, wie diese in der Öffentlichkeit „gespielt“ wird. An diesem Stoff läßt sich sehr viel Geld verdienen, und das ist wohl auch das Hauptmotiv der ganzen Geschichte. Das Aufdecken der Affäre ist selbst zur Affäre geworden. Vier Stunden Sendezeit widmeten die amerikanischen TV-Stationen am Montag dieser Sache, während Rußland um seine Stabilität ringt, Flüchtlinge aus dem Kosovo Unterschlupf vor dem Winter suchen, in Algerien neuerlich Menschen dem Terror zum Opfer fallen und in den Vereinigten Staaten von Amerika selbst täglich Menschen in die Armut fallen. Solche Themen bringen keine Einschaltziffern. Auch das hat mit Moral zu tun.