Nach Hildegard ist der tiefe Glaube an Gott eine „quasi medicina“, wirkt wie Medizin: Glaube, Hoffnung, Liebe setzen Heilkräfte frei. Die Seherin hört Gott sprechen: „Ich bin der große Arzt für alles Siechtum und handle wie ein Arzt, wenn er den heilsbegierigen Kranken sieht .. Kehre um, oh Mensch, und bessere deine Sitten. So werde ich dir Barmherzigkeit zeigen und dir schließlich das ewige Leben schenken.“Nach Hildegard kann kein Mensch heilen, auch nicht der beste Arzt oder Heilpraktiker. Das Heilsame liegt im Menschen selbst. Mit dieser verborgenen Heilkraft kann die Seele den Heilungsprozeß einleiten, können körpereigene Abwehrkräfte mobilisiert werden. Arzt und Ärztin bieten Hilfeleistung. Nach Hildegard sind nicht die technischen Reparaturen am Körper oder die chemischen Mittel die vornehmsten Heilmittel, sondern Reue, Umkehr, Barmherzigkeit, Liebe. Was Paracelsus sagte: „Das Höchste in der Arznei ist die Liebe“, brachte Hildegard 400 Jahre früher auf den Punkt: „Die Liebe (Gottes) überflutet das All.“ – In der Harvard Medical School hat man die Heilkraft der Liebe an Medizinstudenten getestet. Durch Mitgefühl und Liebeszuwendung werden die körpereigenen Abwehrstoffe gesteigert; Angst und Traurigkeit verschwinden, der Blutdruck sinkt und Tumorwachstum kann aufgehalten werden. „Nimm also Verstand an und werde stark, denn das tut euch Not. Wer Glauben hat, erwäge seine Krankheit und suche einen Arzt, bevor er in den Tod stürzt. Hat er sein Siechtum erkannt und einen Arzt gefunden, so wird ihm dieser ein bitteres Kräuterelixier, durch das er geheilt werden kann, geben ... Dann fordert er ihn auf, für seine Gesundheit, Sorge zu tragen: Siehe zu, sagt er, daß du eifrig und beständig bleibst und nicht der Reue überdrüssig wirst, denn deine Wunden sind schlimm.“Hildegard zeigt einen allgemeinen Heilsweg auf und geht den Fragen des menschlichen Lebens