Die Kongregation für die Glaubenslehre hat die Schriften des indischen Theologen verurteilt.Anthony de Mellos Buch „Meditieren mit Leib und Seele“ zählt heute zu den Klassikern christlicher Meditation. Und die Geschichten des indischen Jesuiten, meisterhaft erzählt, vermitteln praktische Beiträge gelebter Spiritualität. Als „Wiederentdeckung des Gebetes und der Gottesbegegnung“ wurden seine Bücher bezeichnet, weltweit übersetzt und immer wieder neu aufgelegt. Daß sie jetzt, elf Jahre nach dem Tod des Autors, „nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar sind und schweren Schaden verursachen können“, wie die Glaubenskongregation am 22. August festgestellt hat, kommt überraschend. 1931 in Bombay geboren, versuchte de Mello zeit seines Lebens die uralte Weisheit der indischen Tradition des Buddhismus und Hinduismus mit der abendländischen Tradition der geistlichen Übung zu verbinden. Sein Lebensweg belegt dieses Mühen: er studierte Philosophie in Barcelona, Theologie im indischen Poona, Psychologie in Chicago und Spiritualität in Rom. Die Warnung vor de Mellos Werk beruht auf dem Urteil, daß ein persönlicher Gott „ignoriert und praktisch geleugnet“ und Jesus „nicht als Sohn Gottes anerkannt“ wird. Das ist ein schwerer Schlag gegen die asiatischen Theologen. Kaum einer wird weltweit so geschätzt wie der Exerzitienmeister aus Lonavla. Und die Möglichkeit, Mißverständnisse zwischen Rom und Indien auszuräumen, bleibt im Fall de Mello ausgeschlossen.