Wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen soll, sind die PolitikerInnen schuld, außer beim Fußballspiel, dort hat es der Trainer zu verantworten. Es ist der österreichischen Öffentlichkeit liebstes Spiel, den PolitikerInnen den Schwarzen Peter zuzuspielen.Beispiele gibt es am laufenden Band, man schlage nur die Zeitungen auf und studiere die Vorwürfe: Die einen Politiker sind zu schnell mit einem Wort an der Öffentlichkeit (Ministerin Prammer mit dem Rindfleisch-Alarm), die anderen zu langsam mit ihren Taten (Minister Farnleitner beim Gruben-Unglück in Lassing). . .Es ist Mode geworden, Schuld zuzuteilen, schuldig zu sprechen. Auch die PolitikerInnen spielen in diesem Modegeschäft eine aktive Rolle. Wie aber würde die Gesellschaft aussehen, würde nicht Beschuldigung, sondern Entschuldigung zu den wichtigsten Spielregeln gehören? Wie würden die Urteile der Menschen aussehen, wäre der Zweifel nicht verpönt? Wer den Zweifel nicht zuläßt, zwingt zur Schwarz-Weiß-Sicht. Die Farb-Nuancen dazwischen werden verschüttet.Die Gesellschaft fordert von denen, die oben stehen, daß sie entscheiden und handeln. Aber wenn sie handeln, handeln sie falsch. Das ist eine reflexartige Reaktion, die hierzulande oft zu beobachten ist.Kritik ist ein wichtiges Vehikel für den Fortschritt einer Gesellschaft. Aber nur solange, solange sie nicht justament passiert. Kritik äußert sich oft von einem schmalen Standpunkt aus. Der Handelnde muß dagegen tausendundein Wenn und Aber sehen und in seine Entscheidung einfließen lassen. Diese unterschiedlichen Rollen zu erkennen, wäre ein erster Schritt zur Abrüstung verurteilender Worte.