Dem Menschen gefallen Superlative. Die Rekordsucht wächst auf diesem Humus der Sensationsgier. Da sitzen Personen tagelang auf einem Pfahl, machen einen meterlangen Strudel, verkochen tausende Eier zu einer Eierspeise. Und alles, um ins Buch der Rekorde zu kommen.Kaum eine Woche vergeht, in der uns nicht irgendeine Reihung unterbreitet wird: die größten Städte, die ärmsten Länder, die längsten Flüsse, die reichsten Leute der Welt, die 20 größten . . ., die 50 besten . . .Der Mensch liest mit Neugier, auch wenn viele Rekorde weit jenseits dessen liegen, was ihm begreiflich ist. Aber er verfolgt mit Respekt. Ja, es entkommt ihm manch bewunderndes Staunen, etwa wenn zwei große Firmen zu einem Riesenunternehmen verschmelzen und eine marktbeherrschende Position erringen. – Wirtschaft nach amerikanischem Muster, wo sich Stärkere durchsetzen, und auf den Rängen klatschen die Kunden Beifall.Der Mensch ist ein zwiespältiges Wesen. Was er dort bestaunt, wird ihm hier Bedrohung. Wenn die Rewe-Gruppe, zu der u. a. Billa gehört, nun auch nach Meinl greift und damit einen neuen österreichischen Rekord des Marktanteils im Supermarktgeschäft erringen kann, stockt der Applaus auf den Rängen. Zu unmittelbar ist man betroffen; zu sehr spürt man plötzlich, daß die Rekorde dort auch mit dem eigenen Leben zu tun haben.Man bestaunt die Größe und ist sich doch zuinnerst der Güte des Kleinen bewußt. Nur hat sich unser Handeln schon vielfach vom inneren Bewußtsein gelöst und sitzt dem äußeren Reiz auf. Wir könnten daraus lernen und vorsichtiger werden, wenn uns wieder jemand zum Applaus ob seiner Größe bewegen möchte.