Ausgabe: Nordirland, Glosse, Oranier-Orden, Ian Paisley, Portadown, IRA, Terror, Amnesty international, Erzbischof Robin Eames
21.07.1998 - Hans Baumgartner
„Keiner, der in den vergangenen Wochen und Tagen Gewalt angewandt hat, kann sich dabei auf seinen Glauben berufen. Was in diesen Tagen in Nordirland im Namen des Protestantismus geschehen ist, ist falsch und verabscheuungswürdig.“ So der protestantische Primas von Irland, Erzbischof Robin Eames.Mußten drei Buben für den Frieden sterben?Der evangelische Kirchenführer hielt nicht erst nach dem schrecklichen Tod von drei Buben, die in Ballymoney Opfer eines Brandanschlages wurden, den Mitgliedern des Oranier-Ordens und den protestantischen Extremisten um Pastor Ian Paisley seine klare Haltung entgegen. Und er benannte die Urheber der Morde ohne Umschweife als jene, die seit Wochen mit gewalttätigen Aktionen den Marsch der Oranier durch ein katholisches Viertel in Portadown erzwingen wollten. Unter anderem wurden bei diesen Ausschreitungen rund 60 katholische Kirchen, Kapellen und Gemeindegebäude beschädigt. Viele fragten sich, wann der Gegenschlag der IRA-Splittergruppen kommen würde.Werden nun die drei Buben noch zu Rettern des Friedens, weil der Schock ihres Todes die Mehrheit der Bevölkerung aus ihrer Angst und Agonie gerissen hat? Zu lange hat in Nordirland der Terror der Betonköpfe regiert. Allein im Jahr 1997 wurden laut Amnesty international 15 Menschen ermordet und über 200 verletzt. Weil nach dem Karfreitagsfriedensabkommen, der Volksabstimmung und den Wahlen die Mehrheit der Nordiren ein klares Ja zu neuen Wegen des Zusammenlebens sagte, treiben die Extremisten die Spirale der Gewalt um jeden Preis hoch. Wenn Nordirland Frieden will, dann müssen sich die Menschen in beiden Lagern gegen die Zündler in ihren Reihen zur Wehr setzen – und sie werden lernen müssen, daß die seit 300 Jahren ausgestreute Saat der Gewalt nicht in wenigen Monaten verdorrt.