Das Grubenunglück in Lassing hat am vergangenen Wochenende Österreich erschüttert. Immer mehr wandelte sich die anfängliche Hoffnung in Verzweiflung und Trauer. Im Angesicht des UnglücksLange konnte ich nicht einschlafen. Die Zusammenfassung der Fernsehnachrichten am Sonntagabend und ein Satz meiner Tochter drehten sich im Kreis: Mehr als 3000 Tote bei einer Flutwelle in Papua-Neuguinea, 90 Tote bei den Kämpfen im Kosovo, 40 Hitzetote in Texas – und elf Menschen in Lassing von Schlamm- und Wassermassen verschüttet. „Von den elf Bergleuten berichten sie so lange, von den Toten in Neuguinea zeigen sie nur einen Kurzbericht. Ist denn nicht jedes Menschenleben gleich viel wert?“Eigentlich hatte meine 16jährige Tochter mit ihrer Frage recht. Und doch ist es nicht nur ein Gesetz der Medien: Je näher ein Ereignis ist, desto größer ist unser Interesse, je näher ein Unglück, desto größer ist unsere Betroffenheit. Fast täglich bekommen wir über die Medien Schreckensbilder aus aller Welt geliefert, und wir haben dagegen, ob wir wollen oder nicht, eine gewisse Immunität aufgebaut. Doch die Tränen von Lassing durchbrechen diesen Schutzschild. Plötzlich erfahren wir auch unser eigenes Leben als ein gefährdetes, als eines, das trotz aller Pläne und Berechnungen in seiner Endlichkeit unberechenbar bleibt. Unmittelbar spüren wir, was wir nur zu gerne wegdrängen: Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns geschenkt ist. Und in den Tränen von Lassing beginnt unsere Sicherheit zu bröckeln, auch unsere Glaubenssicherheit. Denn wer weiß eine Antwort auf die Frage „Warum?“ – warum so viele Familienväter, warum ausgerechnet die Retter, warum…?! In dieser „Nacht des Warum“ bleibt uns nur ein Trost: Jesus selbst hat sie durchlitten – er, der alle Tage mit uns ist.