Ausgabe: Bosnien-Herzegowina, Banja Luka, Bischof Komarica
09.07.1998 - Martin Kranzl-Greinecker
Sein Name ging um die Welt: Während des Bosnienkrieges stellten die serbischen Machthaber den Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, fast ein Jahr unter Hausarrest. Viele Katholiken seiner Diözese wurden umgebracht oder vertrieben, die Kirchen niedergebrannt.Ende Juni besuchte Bischof Komarica Österreich, um in Gesprächen mit Innenminister Schlögl, Landeshauptmann Pühringer und Bischof Aichern konkrete Hilfe zu planen. Thematisiert wurde auch die derzeit fast unmögliche Rückkehr nordbosnischer Flüchtlinge in ihre Heimat. Im serbischen Teil Bosniens sei das Dayton-Friedensabkommen bisher nur schleppend umgesetzt worden, was der Bischof als „Schande für die Internationale Gemeinschaft“ bezeichnet. Im Gespräch mit der Kirchenzeitung bezeichnete sich Franjo Komarica als einen der wenigen Anwälte der Katholiken Bosniens während des Krieges und jetzt in der Zeit danach. „Ich muß meine Stimme bei den Politikern immer wieder erheben und nachfragen, warum man uns das Recht auf Menschsein in Würde und Frieden nicht zugesteht.“ Bischof Franjo Komarica läßt sich nicht zur Hoffnungslosigkeit hinreißen. Er vertraut darauf, daß konstruktive Kräfte das Ziel erreichen werden. Zerstörerische Kräfte können doch nicht immer am Ruder bleiben, so der Bischof. Für ihn ist bis heute unverständlich, wie die Welt so lange zusehen konnte und wie manche den Krieg zynisch kommentierten. Erst in letzter Zeit seien langsame Fortschritte spürbar, aber es gelte nachwievor, was er schon zu Kriegszeiten predigte: „Keine Waffen! Lieber Böses ertragen, als anderen Böses zufügen!“.Die Situation der katholischen Bevölkerung ist auch deshalb schwierig, weil politische Kräfte derzeit um Vormacht ringen. Der Anschlag auf den Kardinal von Sarajevo, Vinko Puljic, Ende März in Nordbosnien etwa sei eindeutig ein fehlgeschlagenes Attentat gewesen, mit dem man die Katholiken treffen wollte.