Wo Geschenke etwas über eine freundschaftliche Beziehung aussagen, haben sie immer einen Wert. Doch das wichtigste Geschenk der Firmung ist nicht materiell.
Aus der Serie "Sieben Sakramente" von Dr. Michael Max, Teil 2 von 7.
Was ist das Wichtigste an der Firmung?“ Lautes Schweigen. Ich wiederhole meine Frage, aufmunternd und mit einem Augenzwinkern. Es soll ja nicht gleich am Anfang zu ernst werden. Schließlich ist das ja das Starttreffen der Firmvorbereitung. Dennoch, gleich am Anfang aufzuzeigen und etwas zu sagen, ist immer ein Risiko. Ich versuche es anders. „Was haben eure Eltern gesagt, das ihr auf diese Frage auf keinen Fall antworten sollt?“ Grinsen bei einigen Kindern und Erwachsenen. „Was soll man nie das Wichtigste bei der Firmung nennen, auch wenn alle sich darauf freuen?“ „Das Geschenk!“, platzt es aus einer in der ersten Reihe heraus. Alle lachen. „Richtig“, sage ich, „das Wichtigste an der Firmung ist tatsächlich das Geschenk! Allerdings nicht unbedingt jenes Geschenk, das ihr am Firmtag von euren Patinnen und Paten erhalten werdet. Das ist auch nicht unwichtig. Wo Geschenke etwas über eine freundschaftliche Beziehung aussagen, haben sie immer einen Wert. Aber davon abgesehen, das wichtigste Geschenk bei der Firmung seid ihr selbst!“
Was soll aus mir werden?
Heute feiern wir die Firmung meist in einem Alter, in dem die jungen Menschen sich langsam zu fragen beginnen: Was will ich aus diesem Leben einmal machen? Was will ich einmal erreichen? Was will ich einmal sein? Die christliche Antwort, der wir in der Firmung eine Gestalt geben, ist: „Habe Mut zum Leben, verschließe Dich und Deine Talente nicht vor den anderen. Werde stark, um offen sein zu können. Offenheit braucht Mut und Vertrauen, denn Offenheit macht auch verwundbar. Aber nur so wirst Du ein Geschenk sein können.
Ich will Geschenk sein für Dich
Tief in uns wohnt die Ahnung, dass wir uns nicht allein genügen, dass der Weg zum „Ich“ nur über das „Du“ führt. Wo wir dabei Abkürzungen nehmen wollen, machen wir immer schlechte Erfahrungen. Gott hat den Menschen nach seinem Abbild gemacht. Gott ist die Liebe, ist in sich ein großes, ewiges, liebendes Sich-Hinschenken und Empfangen. Das Echo davon erfahren wir in unserer menschlichen Fähigkeit, uns hinzugeben, eben: Geschenk sein zu können. Wenn in der Taufe unser Lebensweg darauf ausgerichtet wird, Christus ähnlich zu sein, dann erhalten wir in der Firmung die Kraft dazu, diesen Weg zu gehen. Taufe und Firmung gehören zusammen, wie zwei Seiten einer Medaille. Es war lediglich eine Entwicklung der Geschichte in der lateinischen Kirche, die beide voneinander trennte.
Gottes Geist ist mit Dir
Der ganze Ritus der Firmung erzählt also von Stärkung zum Offensein: Der Firmspender breitet seine Hände über die Firmlinge aus. Im Namen der Gemeinde betet er für sie um den Beistand des Heiligen Geistes. Gott selber, der offen macht, damit Hinschenken und Empfangen gelingen können. Die biblische Tradition nennt sieben Gaben, an denen das für die Menschen erfahrbar wird. In jeder von ihnen wird der Mensch selbst zur Gabe. Dann wird jedem und jeder einzeln noch einmal die Hand ganz persönlich auf den Kopf gelegt, die Stirn wird mit heiligem Öl gesalbt: Habe Mut zum Leben als Christ, als Christin, Du bist von Gott her eingehüllt in einen guten, heilsamen Zusammenhang. Und jeder und jede hört ganz persönlich: „Sei besiegelt …“. Empfange das Gütesiegel für Dein Leben: Den Heiligen Geist, in dem Gott selber sich schenkt, und in dem auch Du zum Geschenk werden darfst für andere.