Familienfeste sind gut, um das menschliche Verhalten zu studieren. Da zeigt sich: Das Reden und Zuhören ist eine körperbetonte Angelegenheit. Ein "Unter uns" von KiZ-Redakteurin Christine Grüll.
Ausgabe: 2017/28
11.07.2017 - Christine Grüll
Ich liebe Familienfeste. Es gibt massenhaft zu essen und zu trinken, alle Kinder führen sich gleichermaßen auf, sodass sich niemand für das eigene rechtfertigen muss, und die Gespräche wandern zwanglos von Politik bis zum Marmeladenrezept. Überhaupt Gespräche: Wer wem zuhört und vor allem wie, das erinnert bei unseren Familienfesten an eine Tanzveranstaltung. Zwei Onkel stehen beisammen. Sie verschränken die Arme und wiegen die Köpfe, lauschen und reden. Eine Nichte kommt dazu, ein Onkel wird gerufen und geht rechts ab. Ein Cousin würde gerne etwas erzählen, doch er scheitert am aktiven Weghören: Die Großmutter bückt sich zum Kleinkind, der Bruder dreht sich links weg und die Tante bewegt sich schrittweise in Richtung Kuchenbuffet.
Kinder hören ja generell nicht so gerne zu, wenn sie mitten im Spiel sind. Da helfe ich mir manchmal mit einem kurzen Griff an die Schulter und einem eindringlichen „Hör mir zu!“ So viel Körperbetonung wär bei der Tant’ aber nicht schicklich.