Nepal ist immer noch schwer gezeichnet vom Erdbeben. In manchen Regionen sind die Spuren der Katastrophe von 2015 nach wie vor sichtbar. Der Wiederaufbau geht schleppend voran.
Ausgabe: 2017/28
11.07.2017 - Susanne Huber
Mit aller Wucht hat das starke Erdbeben im April und Mai vor zwei Jahren und die zahlreichen Nachbeben bis Mitte Juni 2015 die Menschen in Nepal getroffen. Der Wiederaufbau ist vor allem in den Bergdörfern schwierig und zieht sich. Dolakha ist eines jener Gebiete, das schwer vom Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die abgelegenen Dörfer in diesem Distrikt wie Jhule erreicht man nach einer siebenstündigen Autofahrt, die auf der Trekking-Route der Touristen von Kathmandu in Richtung Basislager des Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt (8848 m), beginnt und dann über schmale steinige und schwer befahrbare Straßen führt. Zu manchen Häusern dort gelangt man nur fußläufig auf steilen unwegsamen Pfaden.
Auswirkungen
Der in Südasien am Randes des Himalaya gelegene Staat ist einer der ärmsten Länder der Welt. Jeder zweite von den rund 30 Millionen Einwohnern lebt unter dem Existenzminimum. Neben dem Tourismus arbeiten die Nepalesen vor allem in der Landwirtschaft. Durch das Erdbeben im Jahr 2015 ist die Not im Land noch stärker geworden. Bei den Beben in Nepal kamen insgesamt rund 9000 Menschen ums Leben, 22.300 wurden verletzt, es gibt Millionen von Obdachlosen. Zahlreiche zum Weltkulturerbe zählende Kulturgüter wie Tempel, Pagoden und Paläste sind beschädigt worden.
Verzögerungen
Im Distrikt Dolakha wurden mehr als 50.000 Häuser völlig zerstört, das sind knapp 90 Prozent aller Objekte in dieser Region mit 280.874 Einwohnern. „Der Wiederaufbau privater Häuser und öffentlicher Gebäude wie Schulen steht hier nach wie vor am Anfang und die Menschen warten auf Hilfe. Die notwendige finanzielle Unterstützung dazu seitens der Regierung verzögert sich. Erst 15 Prozent der Häuser in Dolakha sind wiederaufgebaut worden. Mehr als 85 Prozent der Leute leben noch immer in Notunterkünften“, berichtet Ratna Karki von der Organisation Rural Reconstruction Nepal (RRN). Der Projektpartner der Dreikönigsaktion unterstützt vor allem Kleinbäuerinnen in ländlichen abgelegenen Regionen mittels verbesserter landwirtschaftlicher Anbautechniken, der Installation von Bewässerungsanlagen, dem Zugang zu Kleintierzucht und hochwertigen Saatgut. Nach dem Beben wurde die Hilfe ausgedehnt und es sind Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente, Materialien für Notunterkünfte und Mittel für den Aufbau der zerstörten Häuser zur Verfügung gestellt worden.
Kurse
Seit der Katastrophe sind jene, die vorher schon in armen Verhältnissen lebten, nun noch tiefer in die Armut gerutscht. „In den ländlichen Gebieten ist es jedermanns Traum, ein stabiles Haus zu bauen. Doch das kostet viel Geld“, sagt Ratna Karki. Und so arbeiten die Leute sehr hart, um sich zusätzlich Geldquellen zu organisieren. Um die Regierungssubvention überhaupt zu bekommen, müssen grundlegende Vorgaben eingehalten werden. „Ein Problem dabei ist, dass es an fachlichen Sachkenntnissen fehlt, wie Häuser gebaut oder saniert werden. Daher wurden Kurse ins Leben gerufen, um den Richtlinien entsprechend die Häuser wieder herzurichten.“ Die Angst vor neuen Beben ist groß, viele Menschen versuchen in sicherere Orte abzuwandern. Etliche gehen ins Ausland um zu arbeiten und schicken einen Teil des Geldes nach Hause zu den Familien.