Lachen ist die schönste Art, seinen Sorgen die Zähne zu zeigen. Doch wie lässt sich Humor in schwierigen Situationen bewahren? Der Theaterpädagoge Peter Spindler nimmt sich den Clown als Vorbild.
Ausgabe: 2017/29
18.07.2017 - Christine Grüll
Wenn Peter Spindler als Clown krebskranke Kinder im Krankenhaus besucht, will er sie zum Lachen bringen. Deshalb nimmt er die Kinder und ihr Schicksal, ihre Wünsche und Träume sehr ernst. „Humor heißt, Menschen in den Arm zu nehmen und nicht auf den Arm“, sagt Peter Spindler. Er ist Schauspieler, Clown beim Verein CliniClown Austria und zeigt angehenden Lehrer/innen, wie sie mit theatralischen Elementen den Unterricht spannend gestalten können. In seiner Arbeit hat er mit vielen Fassetten von Humor zu tun und mit dessen Wirkung: Humor verbindet Menschen. Dafür muss er erst einmal vorhanden sein. Ist Humor erlernbar?
Raus aus der Opferrolle
„Humor und Lachen kann man nicht unbedingt lernen, aber wiederentdecken“, meint Peter Spindler. Kinder dürften einige hundert Mal am Tag lachen, während das Erwachsene laut Statistik nur 17 Mal tun. Eine bestimmte körperliche Bewegung könnte zum Lachen anregen: Wenn Kindern langweilig ist, springen sie gerne am Stand auf und ab. Peter Spindler nennt das „Lustig-Springen“. Wem das zu anstrengend ist, der kann auf andere Art an der eigenen Humor-Kultur arbeiten. Peter Spindler zitiert dafür den deutschen Musiker Herbert Grönemeyer: „Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht.“ Denn Lachen in lustigen Situationen ist nicht schwer. In schwierigen Situationen aber schon. „Dann ist Humor eine Alternative zur Opferrolle“, so Spindler. Das bedeutet nicht, die eigenen Probleme wegzulachen. Doch statt sich dem Gefühl, nichts ausrichten zu können, hinzugeben, kann die Angelegenheit mit Humor betrachtet werden. Das lässt den Kopf heben und durchatmen. Humor ermächtigt zum Handeln. Humorvoll betrachtet hat dann auch der Satz „Ich ärgere mich“ eine neue Bedeutung, so Peter Spindler, und er fragt: Wer ärgert hier wen? „Wenn ich selbst es bin, der mich ärgert, kann ich das auch selbst ändern.“
Eine schwierige Übung
Von alleine kommt Humor nicht. Er muss aktiv in das Leben hineingetragen werden. Und er setzt voraus, dass die eigene Person nicht als Nabel der Welt gesehen wird. Das ist die schwierigste Übung, meint Peter Spindler: „Humor beginnt damit, sich selbst zwar wichtig, aber nicht zu ernst zu nehmen.“
Weltmeister im Scheitern
Leben heißt, etwas auszuprobieren, ohne zu wissen, was daraus wird. Der Clown kann hier ein Vorbild sein. Er ist Weltmeister in dem, was er nicht kann, im Scheitern. „Das klingt poetisch, ist aber schmerzhaft, wenn man es am eigenen Körper erfährt“, meint der gelernte Clown. Doch das Scheitern hat das Potenzial, neue Wege aufzuzeigen. Im Scheitern sind Weinen und Lachen miteinander verbunden, so wie das Tragische und das Komische in der Figur des Clowns. Peter Spindler besucht seit 14 Jahren als CliniClown junge und alte Menschen. Kann er andere zum Lachen bringen, auch wenn ihm selbst nicht danach zumute ist? „Ich kann nicht 24 Stunden am Tag lachen“, sagt er, „aber ich versuche, Lust auf Lebendigkeit und Lebensfreude zu machen.“ «
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