„Ich habe wie ein Detektiv in einem Krimi geforscht“
Ferdinand Schwarz, pensionierter Gemeindesekretär von Altenberg bei Linz, hält die Erinnerung an die Toten seines Heimatortes lebendig. Sämtliche Totenbilder von 1946 bis 2012 hat er in seinem einzigartigen Gedenkbuch zusammengeführt.
„Tot ist nur, wer vergessen ist“. Diesen Titel hat Ferdinand Schwarz für sein außergewöhnliches Gedenkbuch gewählt. Er hat sämtliche Totenbilder der Gemeinde Altenberg bei Linz gesammelt. Von 1946 bis 2012. Unvorstellbare 66 Jahre lang! „Das sind meine Leute“, erzählt er beim Besuch der KirchenZeitung und nimmt das dicke Buch behutsam in die Hand. 1290 Verstorbene sind darin erfasst. Die Erinnerung wachhalten und andere daran teilhaben lassen, das wolle er, sagt er: „Denkmal will ich mir damit nicht setzen.“ Er sind eher viele kleine Denkmäler für die Toten von Altenberg.
Er musizierte bei 900 Begräbnissen
Schwarz kennt viele und viele kennen ihn. In Altenberg war er bis zur Pensionierung Gemeindesekretär. Außerdem hat er mit seiner Tuba seit 1968 bei fast 900 Begräbnissen mit den Musikvereinskollegen gespielt. Das war die Basis für seine beachtliche Sammlung von Totenbildern. Beim gelegentlichen Durchsehen der Bilder kamen ihm immer wieder Erinnerungen hoch. „Es war fast so, dass ich mit den Toten zu reden begonnen habe.“ Vor rund 20 Jahren entschloss sich der Altenberger, ein komplettes Gedenkbuch aller seit 1946 verstorbenen Gemeindebürger/innen zu erstellen.
Recherche auf dem Friedhof
Erst vor wenigen Wochen hat er das gewaltige Unterfangen abschließen können. Ferdinand Schwarz, der auch begeisterter Ahnenforscher ist, scheute dafür keine Mühen. Seine Suche führte ihn in Wirtshäuser, Wohnungen und auf den Altenberger Friedhof. „95 Prozent der Bilder habe ich relativ leicht bekommen, die letzten fünf Prozent waren teilweise sehr mühsam. Immer wieder bin ich auf den Friedhof, bin durchgegangen, habe die Grabsteine genau angeschaut“, erzählt er. „Ich bin mir wie ein Detektiv in einem Krimi vorgekommen.“ Die Aufklärungsquote von „Kommissar Schwarz“ liegt bei fast 100 Prozent. Jetzt ist er froh, dass alles fertig ist: „Der Druck ist weg, ich fühle mich befreit. Jetzt haben die Toten Frieden vor mir“, schmunzelt er. Dennoch ist für ihn klar: „Ich werde weitersammeln.“